Smartphones (Zombie-Invasion???)

[ErdbeerJulia]

Da hatte ich doch neulich von unserer neuen Teilnehmerin erzählt? Die Geschichte hat heute Morgen eine Fortsetzung bekommen, da der neue Kursleiter (er ist wohl noch übermotiviert ) sie vor der Stunde fragte, ob sie das Smartphone nicht wegbringen kann, weil er eine Atmosphäre schaffen möchte, wo sich alle voll auf Sport konzentrieren.
Da ist sie gegangen und nicht zurückgekommen. Das ist doch ein Fall von "Smarter Diktatur" (Harald Welzer), weil das Teil alles bestimmend ist.

[Gloriaviktoria]

Ohne Worte Naja, weg mit Schaden Kann ich echt nicht nachvollziehen, aber bitte, jedem das Seine...

[athene]

Wenn einer bei uns in der Sportgruppe mit dem Smartphone ankäme, würde dieser jemand sofort rausfliegen. Zu Recht, wie ich finde. Klar, wenn jemand auf einen Notfall "wartet", weil es daheim Probleme gibt oder Bereitschaftsdienst hat, ist das was anderes. Aber alle anderen müssen das Smartphone in der Umkleide lassen.

Aber auch da nervt mich das Smartphone-Verhalten meiner Sportmitstreiterinnen zunehmend. Wenn wir in die Umkleide kommen, wird dann gleich geguckt, wer alles geschrieben hat und dann wird fleißig zurückgeschrieben. "Früher" haben wir uns einfach auf die Bank gesetzt und uns über Gott und die Welt unterhalten. Das findet heute auch noch statt, aber erst nach fünf Minuten Gedaddel. Das nervt.

[ErdbeerJulia]

Mich nervt daran, dass diese Botschaften so überflüssig sind, reine Zeitverschwendung. Das kann man alleine schon daran sehen, dass es früher offensichtlich auch ohne das ging. Ich habe nur mein ausgeschaltetes altes Handy für eventuelle Notsituationen dabei und mein Leben ist ja auch noch unter Kontrolle. Also ist es doch eine Illusion, dass es anders nicht geht.

Ich kaufe mir glaube ich den Discman, den Herzapfel hat. Habe meinen heute leider erledigt, weil ich ihn versehentlich in die volle Badewanne gestossen habe. Jetzt redet er nicht mehr mit mir.

Plötzlich gibt es auch ganz viele bei Amazon. Ich meine, das war lange nicht mehr so? Aber was die dort kosten sollen ist irre, wo die noch nicht mal gute Bewertungen haben.

[athene]

Mich nervt daran, dass diese Botschaften so überflüssig sind, reine Zeitverschwendung.

Das obernervige daran ist, dass meine Sportmitstreiterin abends nach 21 Uhr per WhatsApp sogar berufliche Termine ausmacht. Und was noch nervt: Dann wird in der Umkleide auch meist über den Job gelabert. Weil die beruflichen Nachrichten ja ein perfekter Einstieg in das Thema sind. "Früher" haben wir uns nach dem Sport über andere Dinge unterhalten.

[dieKaty1992]

Huch, wie sind die denn drauf! Sogar meine neue Chefin in meinem neuen Nebenjob hat mir am ersten Tag ausdrücklich gesagt, dass es ihr lieber ist, wenn ihre Leute am Feierabend richtig Feierabend machen und dann erholt und motiviert am nächsten Tag wieder auftauchen.

[dieKaty1992]

Heute Morgen um 5.30 Uhr taucht die 4. Person unserer Fahrgemeinschaft nicht auf. Da ist natürlich immer die Frage, ob man warten oder schon losfahren soll. Also alle eifrig aufs Handyklingeln gewartet, versucht sie auf ihrem zu erreichen, Nachrichten zu schicken - kein Erfolg.

Da glaubt man, wenigstens für solche Situationen ist die nervige neue Technik (meine Meinung inzwischen) nützlich, aber denkste!

Inzwischen haben wir aber über jemand anderen erfahren, dass sie in einer anderen Fahrgemeinschaft mitgefahren ist. Äh, mal Bescheid sagen? Naja.

[Cotogo]

Wahnsinn....ich bin nicht allein. Ich dachte schon ich bin der einzige Mensch auf diesem Planeten, den es irgendwie stört, dass alle nur noch vor ihrem Smartphone hängen.

Als erstes ist mir das ganz nervig bei meinem Mann aufgefallen. Jobbedingt war erschon immer viel an seinem Handy, aber mittlerweile führen die beiden eine innigere Ehe als wir. ^^ Er lässt sich morgens vom Smartphone wecken, verschwindet dann mit Smartphone ins Bad, trinkt seinen Kaffee während er am Smartphone seine digitale Zeitung liest, verabschiedet sich, geht zum Auto, koppelt Smartphone mit Auto und fährt los. Nachmittags kommt er nach Hause, macht sich einen Kaffee, liest seine Sportnachrichten am Smartphone, gegessen wird mit Smartphone und Tv parallel, abends liest er mit dem Smartphone in seinem Fußballforum, vor dem Schlafen dann wieder Nachrichten lesen und parallel dazu Tv. Das ist jetzt nur mal so "klassische Tag". Darüber, wie es abläuft, wenn wir in die Stadt fahren oder Essen gehen, will ich gar nicht berichten. Aber wenn ich mich dann umschaue, sind wir definitiv nicht das einzige Paar, dem es so ergeht. Traurig.

Ich habe mich vor einer ganzen Weile schon bewusst davon distanziert, weil mir mein Konsum etwas viel vorkam. Mittlerweile schaue ich so 2x am Tag kurz drauf, meistens morgens und einmal gegen Abend. Ansonsten verweilt das Smartphone auf dem Tisch oder eben unterwegs in der Tasche. Wenn man aber sonst niemanden hat, der das auch so handhabt, lebt es sich recht einsam möchte ich behaupten. Zumindest bin ich nun immer die Letzte, die irgendwas innerhalb der Familie erfährt, diejenige die angepöbelt wird, weil sie irgendwas nicht auf Facebook gelesen hat und auch die, die diese ganzen Youtube Stars und ihre Make Up Tutorials nicht kennt. Dafür bin ich die, die auch mal ein Rezept in einem Back- oder Kochbuch nachschlägt, die auch ohne Google am Ziel ankommt und samstags ganz klassisch ihren Wocheneinkauf mit Prospekten, einem Blatt Papier und einem Kugelschreiber plant.

[ErdbeerJulia]

Willkommen im Club! Zu dem oben geschriebenen sage ich jetzt mal ganz frech: Suchtverhalten und das typische Abwehrverhalten von Süchtigen, wenn man ihnen sagt oder vorlebt, dass es auch ohne das Suchtmittel geht. Ich gebe zu, das ist etwas übertrieben, aber im Kern ist was dran. Die Parallelen fallen mir immer wieder auf.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass es bei mir noch nie wirklich von Bedeutung war, wenn ich mal etwas später erfahren habe als die Smartphonemenschen.
Ganz ehrlich: Ein paar Mal war ich sogar ganz froh, dass ich noch mit intaktem Seelenfrieden meinen Waldlauf, Einkaufstour oder was auch immer zu Ende machen konnte und man mir das ganze Drama dann erst 2 Stunden später auftischen konnte.
Dann häng ich mich ja auch rein und es war noch immer früh genug...

[Herzapfel]

Ich dachte, es gibt vielleicht eine Chance, dass die Smartphone-kritischen Leute hier dieses Buch kennen:
Jaret Kobek: Ich hasse dieses Internet
So wie ich gelesen habe, ist es in den USA gefeiert worden und hat viel Aufmerksamkeit dort bekommen. Aber ich kann mich noch nicht so recht entscheiden, ob ich 20 EUR da hineinstecken soll.
Hat es hier jemand gelesen und hat es Spaß gemacht?

[athene]

@Cotogo: Früher haben die Ehemänner die ganzen nervigen Dinge aber auch ohne Smartphone geschafft. Die Klage der Frauen, dass sich der Ehemann morgens schweigend hinter der Zeitung vergräbt, ist so alt wie der Zeitungsdruck. Ebenfalls alt ist die Klage, dass er immer nur Sportschau guckt und auf dem Klo sitzend den "Kicker" liest und zwischendurch noch im Sportwettbüro verschwindet. Oder zum nervtötenden Fußballstammtisch geht ... Früher war das alles also auch schon da, nur wurden verschiedene "Kanäle" genutzt. Heute findet Mann alles in einem einzigen Gerät.

[ErdbeerJulia]

Das Buch kenne ich gar nicht, tut mir Leid. Mal sehen, ob ich es kaufe, nachdem ich den Berg anderer Bücher abgearbeitet habe, die noch hier liegen.

Wegen des anderen Themas sehe ich es so, dass das Smartphone wie in so manchem ein bestehendes Problem noch mal einen Zacken verschärft hat. Es ist dadurch noch bequemer möglich, sich beim Essen, Gehen, Stehen, Rad- und Autofahren auszuklinken. Früher mit einer Zeitung war das doch etwas schwieriger und wurde dadurch etwas abgebremst.

[naribia]

Ich dachte, es gibt vielleicht eine Chance, dass die Smartphone-kritischen Leute hier dieses Buch kennen:
Jaret Kobek: Ich hasse dieses Internet
So wie ich gelesen habe, ist es in den USA gefeiert worden und hat viel Aufmerksamkeit dort bekommen. Aber ich kann mich noch nicht so recht entscheiden, ob ich 20 EUR da hineinstecken soll.
Hat es hier jemand gelesen und hat es Spaß gemacht?

Ich habe es nicht gelesen und ich wurde auch etwas von einer sehr negativen Rezension darüber abgeschreckt. Deshalb würde ich mir es auch zu dem Preis nicht kaufen.

[athene]

Es ist dadurch noch bequemer möglich, sich beim Essen, Gehen, Stehen, Rad- und Autofahren auszuklinken. Früher mit einer Zeitung war das doch etwas schwieriger und wurde dadurch etwas abgebremst.

Das ist definitiv so. Ich habe meinen Beitrag auch nicht ganz ernst gemeint.

[Cotogo]

@athene Da Fußball ein gemeinsames Hobby bei uns ist, sehe ich das nicht ganz so eng. Aber ja, du hast Recht, meinen Vater kenne ich am Frühstückstisch auch nur als Mann hinter der Zeitung.

Was mich manchmal nervt ist dieses extra Zurückfahren müssen, wenn mein Mann sein Smartphone hat liegen lassen. Wir können also nicht einmal kurz den Einkauf erledigen, ohne dass das Ding in seiner Hand ist. Wenn man ihn darauf hinweist, wird es kurzzeitig genervt weggesteckt und nach 2-3 Minuten trotzdem wieder hervor geholt. Aber er ist nicht der Einzige, der nicht mehr ohne kann. Eine Bekannte, recht lange auf Jobsuche, hat neulich einen super Job abgelehnt, weil man ihr im Vorstellungsgespräch sagte alle Mitarbeiter haben einen eigenen Schrank und dort sollen persönliche Wertgegenstände - unter anderem auch das Smartphone - eingeschlossen werden. "Die wollten, dass ich mein Handy wegschließe!" - "Wenn du arbeitest hast du doch eh keine Zeit darauf zu schauen." -"Na und? Ich will das trotzdem bei mir tragen und neben mir hinlegen. Sowas geht doch gar nicht!" Tja...

[Gloriaviktoria]

Als ich letztens bei Lidl war, hat mein Mann versucht, mich anzurufen, damit ich Toastbrot mitbringe. Blöd, dass ich mein Smartphone zum Einkaufen nicht mitnehme - und gut, dass ich selber auf die Idee komme, bestimmte Sachen einzukaufen

[ErdbeerJulia]

Ich glaube, ich mache meine Vor-Feiertagseinkäufe jetzt mal, indem ich völlig ohne Elektronik raus gehe (normalerweise habe ich ein ausgeschaltetes Nicht-Smartphone dabei, weil es ja mal einen Notfall geben könnte). Da fühle ich mich gerade richtig frei bei dem Gedanken, was ein Zeichen sein muss, dass ich nicht süchtig bin. Sonst wäre ich wohl eher nervös und unruhig.

Heute Morgen habe ich 2 Jungs gesehen, vielleicht 10 oder 11 Jahre alt. Sie fuhren auf ihren Rollern herum, aber immer nur 1-2 Meter. Denn gleichzeitig hatten Sie Smartphones in der Hand und beschäftigten sich dann erst mal wieder kurz damit, bevor es wieder weiter ging.
Dann nach ein paar Metern wieder Smartphone-Stopp.
Irgendwie habe die mir Leid getan.

[ErdbeerJulia]

Wer morgen noch Urlaub hat, möchte vielleicht "Anne Will" um 10.15 Uhr auf 3 Sat sehen. Professor Spitzer tritt dort auf, der "Digitale Demenz" geschrieben hat. Ich habe keinen Zweifel an seiner wissenschaftlichen Kompetenz, aber in Talkshows gefällt er manchen glaube ich nicht besonders, weil er immer etwas überhitzt.

[athene]

Professor Spitzer ist mir ein Gräuel. Ich habe ihn mal live erlebt, und er kommt einfach nur wie ein Fundamentalist rüber. Alles, was mit Internet zu tun hat, ist böse. Punkt. Zum Glück sind Leute wie er in der Minderheit - sonst wären wir in Deutschland in Sachen Digitalisierung noch abgehängter, als wir es sowieso schon sind. Spitzer würde uns zurück in die 70er katapultieren. Er ist völlig realitätsfremd und er ist ein Betonklotz am Bein des Fortschritts. Alle, die auf die Digitalisierung schimpfen, sollen mal drei Minuten darüber nachdenken, wo heute die Milliarden verdient werden. In der deutschen Kohleindustrie? Kein einziger "Digitalkonzern" kommt aus Deutschland. Und wenn es nach Spitzer ginge, würde der teutonische Jugendliche zum ersten Mal mit 17 oder 18 Jahren am PC sitzen. Da holt er in Sachen Digitalkompetenz garantiert rasend schnell den koreanischen Jugendlichen ein, der schon mit fünf Jahren seine erste App programmiert hat.

[Cotogo]

Er ist völlig realitätsfremd und er ist ein Betonklotz am Bein des Fortschritts.

Herrlich . Sorry, musste mir das einfach bildlich vorstellen... Aber interessanter finde ich eigentlich deine Aussage

- sonst wären wir in Deutschland in Sachen Digitalisierung noch abgehängter, als wir es sowieso schon sind.

Mir fällt nämlich auf, dass wenn man sich negativ gegen ein Smartphone äußert, oft gar nicht mit dem Smartphone selbst, sondern zum Beispiel mit dem Internet argumentiert wird. Und dann folgt eigentlich fast immer die Debatte darüber, wie viel Digitalisierung man braucht. Pure Ironie, aber gerade ich, die darüber schimpft dass der eigene Mann zum Smombie mutiert ist, denke ebenfalls, dass wir hier noch weit hinterher hinken. Da sind andere Länder einfach mehr auf dem Vormarsch...

[ErdbeerJulia]

Das ist tatsächlich ironisch, weil ich beruflich digital arbeite, mit einem elektronischen Manager mit ziemlich umfangreichen und komplizierten Spezifikationen. Laut Chef bin ich sehr gut. Und ratet mal, wann ich zum ersten Mal an einem Computer gesessen habe? Mit 18! Andere anderen auf dem Gymnasium hatten natürlich einen PC im Kinderzimmer stehen, aber es hat mich einfach nicht gereizt. Und ganz ehrlich: Ich bereue es nicht.
Meine Erfahrung: Viel wichtiger als früh am technischen Gerät zu sitzen ist, logisch denken zu lernen und lernen zu lernen. Dann beherrscht man ein Programm ganz schnell.
Ich glaube auch überhaupt nicht, wie oft argumentiert wird, dass die Kinder, die mit Smartphones herumlaufen, dabei irgendetwas über Technik oder Programmieren lernen. Die klicken halt auf einem Spiel rum. Aber mal ehrlich, wer könnte das nicht, wenn man es ihm kurz gezeigt hat?

[Herzapfel]

Danke für die Anmerkungen zu dem Buch! Ich glaube, ich gebe dann doch keine 20 EUR aus. Vielleicht finde ich es irgendwann ja mal in einer Bibliothek.

Die andere Diskussion ist auch interessant. Ich finde es wichtig, über die Zukunft und die Zukunft der Kinder nachzudenken, aber ich habe mich auch schon gefragt, ob wir nicht zu schnell davon ausgehen, dass wir dazu einfach Kindergärten und Schulen mit iPads und die Kinder mit Smartphones ausstatten müssen. Ist es tatsächlich das, was es bringt? Ich würde mir eine genauere Diskussion in den Talkshows wünschen, die mehr differenziert und mehr in die Einzelheiten geht. Von mir aus kann auch Professor Spitzer daran teilnehmen, denn dass man seine Kenntnisse zumindest auch teilweise einbeziehen müsste, um zu einem differenzierten Gesamtpacket als Lösung zu kommen, könnte ich mir schon vorstellen.

Steve Jobs zum Beispiel ist in den USA zum Apple-Pionier geworden, nicht in Deutschland, aber doch nicht, weil er dort im Gegensatz zu deutschen Kindern in der Schule vor irgendwelcher Technik gesessen hätte. Ich hatte aus seiner Biografie immer den Eindruck, dass sein Vater viel damit zu tun hatte, weil er mit ihm in der Garage gebastelt hat und ihn so gelehrt hat, zu hinterfragen und zu verstehen, wie Dinge funktionieren und wie man sie zusammenbauen muss. Steve Jobs hat in seiner Schule auch einen Kurs "Elektronik" belegt, an dem er nach kurzer Zeit dann aber wieder das Interesse verloren hat, weil ihm der Lehrer wohl so unsympathisch war.

[athene]

Ihr habt natürlich recht, wenn ihr sagt, dass es nicht damit getan ist, an den Schulen Tablets und Smartphones zu verteilen. Und ebenso habt ihr recht, dass ein Kind, das nur am Daddeln ist, dadurch nicht zum Digitalgenie wird.

Was ich sagen will: Uns fehlt in Deutschland das Wissen über Digitalisierung. Alle daddeln und wischen, aber kaum einer kapiert, was er da überhaupt macht und was man digital alles Tolles machen kann. Wir bräuchten ein extra Schulfach, in dem es nur um Digitalisierung, Programmieren, die effektive Nutzung des Internets und dergleichen geht. Aber stattdessen haben wir an den Schulen noch kopierte Blätter und versiffte Bücher aus den 80er Jahren. Das müsste sich dringend verbessern.

Ich denke zudem doch, dass es sich auswirkt, ob man als Kind schon PC-Erfahrung hat oder nicht. Man sieht ganz deutlich die Unterschiede zwischen Leuten, die mit dem Internet aufgewachsen sind und Leuten, die erst als Erwachsene online waren. Letztere nutzen das Web gar nicht "richtig". Die googeln nach Kochrezepten und billigen Reisen, aber dann hört es auch schon auf. Die sozialen Netzwerke, Foren, Podcasts und dergleichen sind für sie böhmische Dörfer. Und, soweit ich das beobachtet habe, eignen sie sich dieses Wissen auch nicht mehr an, sondern lehnen alles, was sie im www nicht kennen, kategorisch ab. Die nutzen nur einen ganz kleinen Teil der gigantischen Möglichkeiten des www. Mehr als Email und Hotelbuchungen ist für sie nicht drin.

Und im Beruf beobachte ich, dass die älteren Kollegen unser digitales System auch nicht richtig durchblicken. Die können die Basisfunktionen, weil sie sie auswendig gelernt haben. Aber wenn man ihnen zuschaut, wie sie mit dem System arbeiten, sieht man, dass sie die ganzen Möglichkeiten nicht wirklich verstanden haben und nur an der Oberfläche kratzen, während uns "Jungen" alles leicht von der Hand geht.

Deswegen finde ich es wichtig, dass auch Kinder und Jugendliche Zugang haben. Dass hier die Dosis das Gift macht, ist klar.

[athene]

*doppelt*

[Cotogo]

Sehe ich ähnlich wie athene.
Ich bin Baujahr 85 und glaube ich bin recht fit am Computer. Einen eigenen hatte ich recht spät, aber nachdem ich diesen hatte, war es für nicht nur eine weitere Möglichkeit zu spielen. Hard- und Software haben mich eigentlich von diesem Zeitpunkt immer stark interessiert; Wissen über alternative Betriebssysteme oder nützliche Programme habe ich mir selbst angeeignet. Kurz bevor ich in die Oberstufe kam hieß es plötzlich wir werden eine Computer Klasse. Damals bedeutete Computer Klasse noch, dass wir lernen im Internet zu recherchieren, unsere Hausaufgaben grundsätzlich in ausgedruckter Form abzuliefern, wir lernten in Excel zu rechnen und schrieben auch einige Klausuren direkt am Computer. In meiner Klasse besaß zu diesem Zeitpunkt noch nicht jeder einen eigenen Computer zu Hause, weshalb es oft Kritik für den Klassenlehrer und seine "neumodischen" Methoden gab. Kurz vor Ende der 10. Klasse sagte er, dass wir irgendwann Krankheitssymptome im Internet suchen werden, dass wir dort einkaufen und viele von uns bei ihrem Job von Computern und dem Internet abhängig sein werden - schade, dass er nicht mehr miterlebt hat, wie Recht er damit hatte.

Meine Nichte ist Baujahr 98. Direkt nach der Grundschule kam sie in eine Computer Klasse. Die Eltern mussten für den Schulstart direkt einen Laptop bezahlen, den die Schule allen Schülern zu vergünstigten Konditionen kaufte. Bis zur 10. Klasse lernten sie wirklich eine Menge damit zu machen, schrieben alle Arbeiten, Klausuren und Tests daran. Als meine Nichte in der 7. Klasse war, begann die Schule jährlich die Schüler der 5. Klasse mit iPads auszustatten. Dann wechselte meine Nichte die Schule, um die Oberstufe zu besuchen. Die erste Facharbeit versaute sie gleich ordentlich. Begründung war die ausschließliche Verwendung von Internetquellen für ihre Arbeit. Sie verstand die Welt nicht mehr. Fragte mich ganz entsetzt "Wie soll ich denn wissen, in welchem Buch über mein Thema geschrieben wird? Ich kann doch nicht alle Bücher lesen, oder?" Sie hatte es in ihrer Schullaufbahn nicht gelernt. Als sie mich in den Ferien besuchte, hatte sie einige Unterlagen dabei, um für eine anstehende Klausur zu lernen. Ich beobachtete, wie sie sich mühselig durch einen Text kämpfte und fragte sie, wieso nicht wichtige Stellen mit einem Textmarker markiert oder sich Randnotizen macht. Da musste ich dem armen Kind erst einmal erklären, was ein Textmarker ist, denn so etwas hatte sie in ihrem Leben noch nie benutzt. Bei ihren Notizen wurde mir dann echt anders. Das Gekrakel erinnerte mich an meine ersten Versuche in Schreibschrift in der Grundschule. Aber wie soll die Schrift auch aussehen, wenn man das letzte Mal in der 4. Klasse wirklich von Hand schreiben musste?

Ich finde den Einsatz von Computern in Schulen schon wichtig, aber ich finde der Umgang muss dringend optimiert werden. Meine Nichte ist wirklich fit, wenn es um Bild- und Videobearbeitung geht, sie erstellt in wenigen Sekunden eine perfekte Präsentation, schreibt den Code für Webseiten selbst, tippt generell wahnsinnig schnell und das auch mit 10 Fingern... . Dafür hat das Mädchen eine absolute Sauklaue bei der Handschrift, kann nichts ohne Handy oder Taschenrechner ausrechnen, würde freiwillig nie ein Buch aufschlagen, hat noch nie eine Zeitung in der Hand gehabt und verfügt generell über sehr wenig Allgemeinbildung. Sie weiß über alles in Amerika Bescheid und kennt keinen einzigen Minister in Deutschland. Sie könnte mir die Lebensgeschichte sämtlicher Youtube Sternchen erzählen, weiß aber nicht was die Symbole am Backofen bedeuten. Das sind nur einige traurige Beispiele. Lange Rede, kurzer Sinn. Es ist nicht nur sie. Auch Freunde von mir haben Geschwister oder andere Verwandte in dem Alter und beobachten ähnliches. Es ist toll, was sie alles kann, aber es ist mehr als erschreckend, was sie und andere nicht mehr können. Sie können schnell und effektiv am Computer arbeiten, aber sind nicht mehr in der Lage großartig selbstständig zu denken. Es muss doch möglich sein beides zu unterrichten....

[ErdbeerJulia]

Ja, da ist was dran. Warum sollten wir nicht umfassende Kompetenzen in verschiedenen Bereichen lehren können. Das entspricht auch der evolutionären Ausrichtung des Gehirns bezüglich des Lernens, wo verschiedene Sinneseindrücke förderlich sind. Das könnte auch ein Bildschirm, plus ein Buch, ein Arbeitsblatt und werkeln mit dem Textmarker sein.

Was die Alten betrifft, ist meine Erfahrung, dass sie moderne Technik vertieft und (mindestens) so kompetent erlernen können wie Jüngere, wenn sie denn wirklich wollen. Aber die meisten sind einfach zufrieden mit dem Minimum. Da ist der Mensch wohl oft einfach etwas bequem gestrickt und klemmt sich nicht dahinter, wenn es auch ohne einigermaßen geht.

[Gloriaviktoria]

Ich weiß jetzt nicht so recht, ob ich mit mit Jahrgang 1976 zu den Alten oder den Jungen zählen soll Aufgewachsen bin ich definitiv OHNE Computer und habe erst mit 18 oder so angefangen, überhaupt Computer zu nutzen - für Bewerbungen, so als Schreibmaschinenersatz Ein Smartphone habe ich erst seit kurzer Zeit, vorher halt nur ein "normales" Handy. Ob ich alles verstehe und optimal nutze? Wahrscheinlich nicht In meiner Schule gab es sogar was mit Computer-Programmierung - ich habe das genauso wenig begriffen wie höhere Mathematik und es hat mich auch genauso wenig interessiert Dafür kann ich sehr hübsche Quilts nähen

[Herzapfel]

Verzeiht mir, wenn ich das Thema mit meinem Beitrag etwas verschiebe, aber ich muss loswerden, was mir heute auf dem Heimweg passiert ist. Anscheinend bin ich jetzt "in" bei der ganz jungen Generation mit meinem altmodischen Discman?
Jedenfalls kamen eben in der Bahn zwei Mädchen, so 13/14/15 Jahre, auf mich zu und wollten wissen, was mein Discman gekostet hat und wo ich ihn gekauft habe. Das ist mir noch nie passiert mit all meinen trendigen Klamotten und neustem Smartphone.

[Chilli-Sister]

Mich hat es nun auch "erwischt" ....

Immer war ich am tönen, nieeeee ein Smartphone ... und letzte Woche hat sich mein 9 Jahre altes Handy rapide verabschiedet (Tasten gingen nicht mehr, auf dem Display hat sich ein schwarzer Fleck ausgebreitet) ...

Bin nun auch Besitzerin eines Smartphones ... ob ich da "stolze" Besitzerin sagen soll, weiss ich noch nicht.
Jedenfalls hab ich gleich mal alles mögliche deaktiviert, um mehr Akkuzeit zu haben.

[Herzapfel]

Das ist lustig, weil wir da genau entgegengesetzt laufen. Ich habe ein Smartphone (das ich aber immer häufiger zu Hause liegen lasse) und wenn dieses kaputt gehen sollte, will ich mir so etwas wie das MP 01 holen. Das ist mir momentan etwas zu teuer, aber vielleicht wird es im Laufe der Zeit billiger oder ich nehme etwas Vergleichbares, das günstiger ist.

[Denise90]

Definitiv übertrieben. So viele Unfälle durch Smartphones. Letztens ist einer gegen die Laterne beim zu fuß gehen geknallt haha, echt verrückt langsam !!

[athene]

@ Cotogo: Danke für den interessanten Beitrag über deine Nichte! Das Lesen war für mich wirklich spannend, weil ich nicht wirklich großen Einblick in das Computerverhalten der "ganz Jungen" habe. Jedenfalls bin ich mit diesen Hintergrundinfos jetzt etwas milder gestimmt, was unsere Praktikanten angeht.

[Cotogo]

@Julia Ja, ältere Menschen können das sehr wohl lernen. Männes Großeltern haben seit Kurzem Smartphones und kamen nach anfänglichen Schwierigkeiten jetzt damit auch sehr gut zurecht. Meine Eltern haben Computer auch erst spät für sich entdeckt. Mittlerweile besitzen beide einen recht teuren Gaming Pc und zocken die meiste Zeit. Hach ja, die Rentner von heute....

@Gloriaviktoria Ich glaube nur ganz ganz wenige Menschen nutzen ihr Smartphone wirklich mit allen Funktionen. Die meisten wollen ein Telefon, mit dem sie auch ins Internet können, auf dem sich Apps installieren lassen. Einige nutze es zum Musikhören, andere fotografieren am liebsten den ganzen Tag alles. Ja, diese Dinge kann ein Smartphone - aber es kann weitaus mehr. Trotzdem nutzt der Großteil sein Gerät eher für die beschriebenen Aktionen. Und nein, du bist - generell nicht und schon gar nicht deswegen - nicht alt.

@Herzapfel Seit Wochen ist alles aus den 90ern wieder "in" . Hatte neulich zum Putzen eine uralte Leggins aus dem schrank an. Dann musste der Müll raus. Eigentlich wars mir saupeinlich damit vor die Tür zu gehen Jedenfalls fragte mich im Flur die Nachbarstochter dann wo ich diese "super süße Hose" her hätte"


@athene Oh, die noch Jüngeren können auch schon noch mehr. Hoffe deine Praktikanten enttäuschen dich nicht.

[athene]

@athene Oh, die noch Jüngeren können auch schon noch mehr. Hoffe deine Praktikanten enttäuschen dich nicht.

Nee. Die meisten sind lieb und geben sich auch Mühe.


Ich habe eine Frage an euch Smartphone-Kritikerinnen: Was denkt ihr eigentlich über die Smartphone-Kameras? Die meisten Phones haben ja mittlerweile zwei Kameras, die rund um die Uhr online sind.

Ich oute mich jetzt mal: Ich habe beide Kameras seit einer Weile abgeklebt. Und fühle mich seitdem bedeutend wohler.

Es ist nicht so, dass ich denke oder glaube, dass ich tatsächlich beobachtet werde - aber man kann es einfach nicht hundertprozentig ausschließen. Ich denke da weniger an Geheimdienste, sondern eher an einen irren Hacker mit Hormonproblemen, der gerne Frauen stalkt und dergleichen. Das kann man wirklich nicht ausschließen, auch wenn es die wenigsten Nutzerinnen jemals treffen wird. Aber es ist technisch machbar und für Leute, die sich auskennen, wohl gar nicht so schwierig.

Ich habe mich einfach nie wohlgefühlt, wenn ich z.B. in der Badewanne lag und dabei über das Smartphone Musik gehört habe. Es war für mich immer ein komisches Gefühl, wenn eine Kamera, die konstant online ist, in so einem Moment ihr "Auge" auf mich richtet.

Seit ich die Kameras abgeklebt habe, fühle ich mich wirklich besser. Ich fühlte mich vorher nicht schlecht oder bedroht oder so. Aber ab und zu hat mich beim Anblick der Kameras leichtes Unwohlsein gepackt ...

[ErdbeerJulia]

In GB ging ein Fall vor einiger Zeit durch die Presse von einer Studentin, die in der Tat so von einem Hacker im Badezimmer beobachtet worden war. Die BBC hatte daraufhin eine Reportage gebracht, wo Webseiten aufgedeckt wurden, auf denen so gewonnenes Material verkauft oder getauscht wurde.
Ich selbst habe das Problem nicht, da ich ja kein Smartphone besitze und der Discman mir Musik an die Badewanne bringt. Aber von meinen englischen Freundinnen weiss ich, dass es bei denen jetzt quasi Standard ist, die Kamera abzukleben.

Bei uns gab es im Sommer einen Riesenterz um einen Typen, der aus dem Schwimmbad geflogen ist, weil er so tat, als würde er bloß mit seinem Smartphone herumspielen, aber in Wahrheit war er dabei, sonnenden Frauen den Intimbereich abzufotografieren.

Für mich hat diese Entwicklung daher mehr Nachteile als Vorteile. Wer es mag, an Urlaubsorten oder wo auch immer Fotos von sich zu machen, hatte diese Möglichkeit doch auch ohne Smartphones.

[athene]

Dass es in England viele Leute mit abgeklebten Kameras gibt, wusste ich nicht. Da muss ich mich mal schlau machen. Auch über den Fall mit der Studentin. In Deutschland wird man mit abgeklebter Kamera noch für paranoid gehalten. Am Laptop ist es schon ein bisschen gesellschaftsfähig geworden, am Smartphone noch nicht.

PS: Ich habe neulich mal gelesen, dass es in Deutschland viel weniger FKK als früher gibt. Was mit der hohen Smartphonedichte begründet wurde.

Gerade beim Googeln gefunden: Es kommt wohl immer häufiger vor, dass sich kranke Typen in Babymonitore "einloggen", die Babys ansprechen und ihnen so Angst machen. Oder auch Fotos von den Kindern ins Internet stellen. Das ist superkrank!

http://sfglobe.com/2016/01/06/strang...hild-at-night/

[ErdbeerJulia]

Was die Babies angeht, ist man immer wieder aufs Neue abgestoßen, welche Perversionen Menschen entwickeln, obwohl man es eigentlich mittlerweile wissen müsste.

Meine Freundinnen können natürlich nicht für jeden Engländer sprechen, aber ich erinnere mich, dass sogar der Guardian, was ja eine sehr respektierte, ernstzunehmende britische Zeitung ist, schon einige Artikel zu dem Thema hatte.
Hier habe ich auch eine online-Version zum Thema "Abkleben" gefunden: https://www.theguardian.com/world/20...one-cover-tape

[Cotogo]

Wenn ich das mit dem Schwimmbad lese bin ich ganz froh, dass Smartphone bei unserem Schwimmbad (allerdings ein Hallenbad) verboten sind. Aber solche Verbote entstehen ja auch nicht aus einer Laune heraus... Allerdings gab es doch auch Fälle, wo Männer Frauen beim Einkaufen einfach fotografiert haben. Einfach mal eben das Handy unter den Rock gehalten.
(In einem asiatischen Land wurde deswegen auch die Funktion deaktiviert alle Töne am Handy ausschalten zu können. Es ertönt also bei jedem Foto und jeder Aufnahme ein akustisches Signal, damit man es sofort mitbekommt, wenn man fotografiert/gefilmt wird. Weiß nur gerade nicht mehr wo...)

Dass mit den Babycams ist wirklich krank.
Wir haben auch so eine Kamera, die man mit dem Internet verbinden könnte, aber wir nutzen sie nur in unserem Heimnetzwerk.

Was die Kameras am Smartphone angeht, habe ich zwar auch manchmal meine Bedenken, aber bisher ist es auch ausschließlich bei den Bedenken geblieben. Eine andere Kamera in meiner Wohnung, nämlich die Kinect von meiner Xbox One, hat mich jedoch so wahnsinnig gemacht, dass ich nachträglich eine spezielle Abdeckung dafür gekauft habe. Irgendwie reichte mir das aber nicht, ich fühlte mich trotzdem unwohl und schließe sie daher echt nur noch an, wenn ich sie brauche. (Skypen mit Familie, etc. )

[dieKaty1992]

Das Smartphone hat solchen Kerlen die Möglichkeit gegeben, völlig scheinheilig aufzutreten! Ich z.B. bin mir 100 % sicher, dass mich vor ein paar Monaten einer in der Bahn fotografiert hat. Ich hab ihn auch konfrontiert. Aber er war völlig überheblich-gelassen. Er arbeitet halt ständig mit dem Smartphone und hält es manchmal etwas komisch, wenn das Licht komisch spiegelt. Natürlich!
Ich muss anscheinend paranoid sein, laut diesem W... Übrigens hat es sogar geklickt, aber das habe ich mir auch nur eingebildet oder irgendetwas anderes gehört, wie sein Kumpel auch bestätigen konnte.

Wenn das so weiter geht, werde ich noch ein richtiger 90er Fan. Die Mode mag ich auch.

[Silent]

ich hab bisher immer nur die frontkamera abgeklebt, auch aus einer gewissen paranoia heraus. eben weil das telefon die meiste zeit mit der frontseite nach oben herumliegt. das finde ich nämlich auch eher beunruhigend vielleicht kleb ich die normale auch zu...aber so, dass man trotzdem noch schnell ein foto machen kann