Die Geschichte der Badekultur |
Dass Baden nicht nur Körperkultur, sondern auch und vor allem gesellschaftliche Kultur ist, das wussten schon die alten Griechen und Römer. Doch der Ursprung der Badekultur dürfte noch etwas früher in der asiatischen Badekultur zu suchen zu sein. Hier waren es rituelle, in der Mythologie und Religion verwurzelte Dampfbäder die den Startschuss für unsere heutige Bade- und Saunakultur setzten.
Asiatisches DampfbadEin asiatisches Dampfbad war nichts anderes als eine geschlossene Blockhütte mit einer Feuerstelle voller glühender Steine. Die typische Grundausstattung eines solchen Bades umfasste einen Eimer kaltes Wasser zum Aufgießen, einige Laubbündel zum Schlagen auf die Haut um die Durchblutung zu fördern sowie diverse Blätter und Zwiebeln zu Massagezwecken.
Bäder der alten RömerAber zurück zu den alten Römern: Deren Bäder entstanden ursprünglich aus den Gymnasien, die bekanntlich nicht viel mit unseren Abiturmühlen gemein hatten, sondern viel mehr mit heutigen Sportzentren oder Trainingscamps vergleichbar waren und damit natürlich auch eine Möglichkeit zur Reinigung und Entspannung des Körpers bereitstellen mussten. Im Laufe von 5 Jahrhunderten Gymnasialkultur vollzog sich allmählich eine Umverteilung der Prioritäten: Nicht mehr die körperliche Ertüchtigung, sondern das Baden stand im Vordergrund der Institutionen, die nun Thermen genannt wurden. Die gigantischen Badeanstalten wurden über ein Zentralheizungssystem mit heißer Luft versorgt, die über Tonröhren und Heißluftzügen auf den Fußböden und Wänden verteilt wurde. Eine typische römische Therme beinhaltete Räume mit unterschiedlichen Temperaturniveaus:
Die Wurzeln der Thermen, also die Gymnasien, gerieten allerdings nicht in Vergessenheit und so rundeten sogenannte Plästera (Gymnastik- und Spielplätze) das Angebot der römischen Badekultur ab. Da die Thermen den römischen Männern zunehmend als Treffpunkt dienten, dauerte es nicht lange bis Räume für Versammlungen (Exedra) und Bibliotheken bereit gestellt wurden. Diese Entwicklungen führten letztlich dazu, dass die Thermen eine zentrale Stellung im gesellschaftlichen Leben Roms darstellten. Arabische Bäder-KulturAuch im arabischen Kulturkreis entwickelte sich das Bad zu einem sozialen Treffpunkt, allerdings stand hier der hygienische und gesundheitliche Aspekt im Vordergrund. Bereits im dritten Jahrhundert nach Christus wurden die ersten öffentliche Bäder errichtet, die „Hammam“. Im Zentrum der Hammam befand sich ein großer Heißluftraum (beit-al-harar), der anstelle eines römischen Wasserbeckens beheizte Steinplatten als Sitzflächen anbot, ansonsten war der beit-al-harar aber mit dem römischen Caldarium vergleichbar. Daran angeschlossen befand sich ein extrem heißes Dampfbad (maghtas) in dessen Mitte das einzige Becken eines arabischen Bades eingelassen war. Vor und nach dem Bad suchte man einen Ruheraum auf in dem der Gast eingeseift und massiert wurde.
Japananische BäderIn Japan nimmt man es mit dem Einseifen vor dem Baden noch etwas genauer: der Gast hat sich so lange mit Seife und feuchten Handtüchern zu schrubben, bis die Haut rosa leuchtet. Frisch gereinigt und gepeelt wird er noch ein letztes Mal mit Wasser übergossen, bevor er entsprechend sauber für ein gemeinschaftliches Bad in einem mit extrem heißem Wasser und garenden Menschen gefülltem Holzbassin ist. Deutsche BadekulturHierzulande errang das Baden erst ab dem 13 Jahrhundert seine verdiente Bedeutung, als die ersten öffentlichen Badehäuser eröffnet wurden. Man geht davon aus, dass die orientalische Badekultur mit den Kreuzzügen importiert wurde. Die Betonung der mittelalterlichen Bäder lag jedoch auf dem gesellschaftlichen Aspekt. Man trank Wein, musizierte, amüsierte sich und ging aufgrund der nicht vorhandenen Geschlechtertrennung auf Brautschau. Davon abgesehen waren in den öffentlichen Badestuben sogenannte "Bader" beschäftigt, die die Gäste rasierten und sogar kleinere chirurgische Eingriffe vornahmen.
Badekultur in Frankreich & ItalienIm Barock und Rokoko erlebte die Entwicklung der Badekultur eine Zäsur, da man dem Irrglauben unterlag, dass der Syphilis eher mit Puder und Parfum denn mit Wasser und Seife beizukommen sei. Erst im späten 19. Jahrhundert ging es wieder aufwärts. Die Arbeiter dieser Zeit forderten aus hygienischen Gründen öffentliche Badeanstalten und nach und nach wurden in den größeren europäischen Städten neue Badehäuser („Volksbrausen“) errichtet, die ersten Schwimmvereine wurden gegründet und zudem kamen die ersten an mineralreichen Quellen gelegenen Kurbäder Europas auf. Die Entwicklung war nicht mehr aufzuhalten bis sie in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts vorläufig ihren Zenit erreichte und die ersten Hightech-Erlebnisbäder in Kurorten entstanden, die abgesehen von den chirurgischen Funktionen des mittelalterlichen „Baders“ alle bisher in der Geschichte verwirklichten Elemente der Badekultur unter einem Dach integrieren. |