Die Haarverformung erfolgt durch chemische Reaktion am Haarkeratin. Dabei werden die Cystinbindungen im Haarkeratin, die für die mechanische Festigkeit verantwortlich sind, durch Reduktion mit Thioglykolsäure aufgebrochen. Das erweichte Haar kann nun mittels Lockenwickler in die gewünschte Form gebracht werden. Durch Oxidation mit Wasserstoffperoxid können die Disulfidbindungen, die für die Stabilität sorgen, aus den reduzierten Sulfhydrylgruppen wieder hergestellt werden. Das Haar bleibt nun in der vorgegebenen Form.
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Die Dauerwelle wird in zwei Schritten durchgeführt. Für den ersten Schritt wird ein Reduktionsmittel, ein Dauerwellmittel, für den zweiten Schritt ein Oxidationsmittel, ein Fixiermittel, benötigt. (..)
Vorab wird das Haar mit einem Shampoo gewaschen und mit einer Pflegelösung behandelt. Dann werden kleine Haarpartien auf Lockenwickler (..) gewickelt. Anschließend wird mit der Wellmittellösung das Haar benetzt.
Sehr häufig werden mildalkalische Dauerwellpräparate (auch neutrale und alkal. Präparate sind bekannt) eingesetzt, sie besitzen einen pH von 7,5 bis 9 – als pH-Puffer dient Ammoniumhydrogencarbonat – und enthalten ca. sechs bis elf Prozent Thioglykolsäure. In einer solchen Lösung liegt die Thioglykolsäure als Ammoniumsalz vor. Auch
Sulfite, Cystein oder Cystein-Derivate – wie Cysteamin – werden zur Reduktion mitunter eingesetzt.
Durch die Öffnung der Disulfidbrücken wird die natürliche Proteinstruktur des Haares verändert („denaturiert“) und verformbar gemacht. Das Haar schrumpft in der Länge geringfügig, quillt dafür im Durchmesser (bis zu 100 %) und nimmt die Form des Wicklers an.
Ein Dauerwellmittel enthält noch Emulgatoren und Kämmbarkeitsverbesserer (kationische Polymere). Mitunter ist es ratsam durch Wärmezufuhr (durch Wärmehauben) die Umwandlung zu beschleunigen. Die Einwirkzeit der Wellmittellösung beträgt ca. 10 – 30 Minuten.
Anschließend wird das Haar gründlich mit Wasser ausgewaschen und somit von der Thioglykollösung befreit. Um diese neue Formung der Haare zu fixieren, werden mit Hilfe eines Oxidationsmittels, meist Wasserstoffperoxid oder Luftsauerstoff, die Disulfidbrücken wieder geschlossen („renaturiert“). Das Fixiermittel wird als Schaum oder Flüssigkeit aufgegeben und nach einer Einwirkzeit von 10 Minuten mit Wasser ausgespült. Die Wasserstoffperoxid-Konzentration des Fixiermittels kann dabei zwischen ein bis zwölf Prozent liegen, ferner enthält es noch etwas Phosphorsäure, so dass der pH-Wert dabei zwischen 2 bis 4 liegt. Durch Wasserstoffperoxid kann jedoch auch das Haarpigment angegriffen und das Haar aufgehellt werden.
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Mit einer sogenannten Gegenwelle ist auch die umgekehrte Wirkung möglich: Man kann so lockiges oder welliges Haar glätten, aber nicht auf längere Zeiten. Die chemischen Mittel bei dieser Prozedur bleiben gleich, allerdings wird das Haar nicht um Wickler gewickelt, sondern glattgezogen.