Kommentar
„Heilung unerwünscht!“ - alles Zufall oder nur Profitgier?
Stuttgart - Eine preiswerte, nebenwirkungsfreie Vitamin-B12-haltige
Salbe, die den vielen unter
Neurodermitis oder Psoriasis leidenden Patienten helfen könnte, auf die verteufelten Cortisoncremes zu verzichten - die böse Pharmaindustrie, die aus Profitgier die Vermarktung verhindert - Bilder von leidenden, bis zur Unkenntlichkeit vermummten Kleinkindern, die mit großen traurigen Augen in die Welt schauen - verzweifelte Eltern - selbstlose Erfinder, psychisch am Ende - und ein heldenhaft agierender Autor: Das sind die Zutaten des Rührstücks „Heilung unerwünscht“, ausgestrahlt am 19. November 2009 in der ARD. Empörung macht sich breit. Wie kann es sein, dass so ein Medikament, das in klinischen Studien geprüft sein soll, den vielen Not leidenden Menschen einfach vorenthalten wird?
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Im Windschatten der ganzen Aufregung um das „patientenverachtende“ Verhalten der Pharmaindustrie ist allerdings jetzt zu erfahren, dass das Schweizer Unternehmen Mavena Health Care schon Mitte November die Vitamin-B12-Salbe unter dem Namen Regividerm® auf den Markt bringen wird. Passend dazu bietet eine Agentur "just in time" neben einem Interviewtermin mit dem Geschäftsführer die ARD-Sendung auf CD an. PR-Unterlagen zur neuen
Salbe können ebenso geordert werden wie ein Muster der
Salbe. Die
Salbe selber wird in der Apotheke für rund 30 Euro pro 100 g erhältlich sein. Ein stolzer Preis. Eine adäquate Rezeptur in der Apotheke würde unter 20 Euro pro 100 g kosten. Und selbst der Autor Klaus Martens scheint von der Aufregung um die „unerwünschte Heilung“ profitieren zu wollen. Mit dem Film ist auch ein Buch des Autors mit einem gleichnamigen Titel erschienen. Alles Zufall oder doch Profitgier?