Körperpflege im Mittelalter: Der Natur auf der Spur |
Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach naturbelassenen Pflegeprodukten für Gesicht, Hände und den ganzen Körper. Nicht nur, weil ein großer Prozentsatz der Bevölkerung Allergien und Unverträglichkeiten gegen Duftstoffe und chemische Bestandteile von Pflegecremes entwickelt hat, sondern auch weil allgemein ein Leben im Einklang mit der Natur angestrebt wird. Hier ist es spannend, einen Blick zurück in längst vergangene Zeiten zu werfen. Photo by Katharine Hanlon on Unsplash; Quelle: siehe hier Denn auch unsere Ur-Ahnen haben sich zu ihrer Zeit mit Hauterkrankungen wie Akne herumschlagen müssen, gegen trockene Haut oder Krankheiten aller Art wurden Heilpflanzen aus der Natur eingesetzt. Ärzte gab es zwar auch im Mittelalter schon, weiter verbreitet waren jedoch „weise Frauen“, die auch als Kräuterhexe oder allgemein Hexe bezeichnet wurden. Diese mischten nicht nur heilsame Cremes und Tinkturen an, sondern leisteten auch Geburtshilfe oder versorgten Wunden von aus Kriegen zurückgekehrten Soldaten.
Kaum Hygiene, aber effektive Heilmittel gegen viele AlltagsleidenViele Krankheiten verliefen tödlich im Mittelalter, da das Wissen um Bakterien und Viren noch nicht unter der Menschheit verbreitet war. Zwar konnten Wunden mit Heilkräutern desinfiziert werden, jedoch war zum Beispiel die Mortalität bei Geburten noch sehr hoch, da es kaum eine sterile Umgebung gab und der Nutzen dieser ohnehin nicht bekannt war. Krankheitserreger wurden mit kochendem Wasser abgetötet, bei einer Geburt wurden warme, feuchte Handtücher gereicht. Aufgrund mangelnder Hygiene kam es zu allen möglichen Infektionen im Mittelalter, welche mit natürlichen Heilmitteln therapiert werden konnten. Wurde eine bakterielle Infektion jedoch nicht schnell genug aufgehalten, kam es meist zum Tod der Patienten. Kamille, Salbei, Huflattich und andere heimische Wiesenkräuter bildeten die Grundlage für vielerlei Pflege- und Heilprodukte, welche meist zur äußerlichen Anwendung in Schweinefett eingekocht wurden.
Haarpflege im MittelalterLäuse waren weit verbreitet, es gab aber noch keine effektiven Mittel, um diese lästigen Plagegeister abzutöten. Jedoch gab es bereits vereinzelt Friseure und in jedem Haushalt war ein Kamm beziehungsweise eine Bürste vorhanden. Anstatt die Haare häufig zu waschen, wurde mit Puder versucht, gegen fettiges Haar anzugehen und für ein frisches Aussehen der Haare zu sorgen. Gewaschen wurden die Haare nach dem Mond, das Wissen um die einzelnen Mondphasen und deren Wirkung auf Ackerbau und Körperpflege war allgemein bekannt, auch wenn nur wenige Menschen lesen und schreiben konnten. Graues Haar galt übrigens als schick im Mittelalter, besonders blonde Frauen mit grauen Strähnen galten als überaus attraktiv. Eine Aufhellung der Haare mit Kamille war gerade im Sommer überaus beliebt. Dann setzten sich Frauen für eine lange Zeit mit einer hoch dosierten Kamillenlösung im Haar in die Sonne und ließen auf diese Weise ihr Haar bleichen, um dem mittelalterlichen Schönheitsideal zu entsprechen.
Kleidung im MittelalterAuf https://www.lostlegends.de/ gibt es authentische Mittelalterkleidung und passende Accessoires aus längst vergangenen Zeiten. Gewaschen wurde die Kleidung meist in einem nahe gelegenen Fluss, in manchen Häusern gab es jedoch auch im Mittelalter bereits eine Art Waschküche mit einem Wäsche-Bottich. Wie auch in der Körperpflege gab es feste Zeiten für das Wäschewaschen, welche sich vornehmlich nach dem Mond, aber auch nach den Bahnen anderer Himmelsgestirne richteten. Wäschewaschen war klar eine Arbeit, welche von den Frauen und Mädchen des Dorfes zu verrichten war. Reinigungsmittel, also quasi die ersten Waschmittel, wurden aus Schafsfett hergestellt, in welches Kräuter oder Blütenblätter gegeben wurden, damit die Kleidung nach dem Waschen frisch duftete. Leinenhemden wurden nach dem Waschen in der prallen Sonne getrocknet, auf diese Weise wurde die Kleidung auf ökologische Weise aufgehellt und gebleicht.
Körperpflege im Mittelalter: von Menstruationsbeschwerden bis hin zum Zähne putzenDas tägliche Waschen, wie wir es kennen, gab es im Mittelalter noch nicht. Vielmehr nahmen alle Familienmitglieder etwa einmal in der Woche ein Vollbad in einem Holzzuber, das Badewasser wurde mit Asche versetzt. So konnte Schmutz von der Haut besser abgelöst werden. Als Seife wurde Tierfett vom Schwein, Hammel oder Rind mit Asche vermischt. Diese Masse wurde für die Haare und den gesamten Körper gleichermaßen verwendet. Menstruationsblut galt im Mittelalter als giftig, Frauen und Mädchen hielten sich während der Zeit der Monatsblutung eher zurückgezogen aus der Dorfgemeinschaft auf. Mit Baumwollstoffen konnte das Blut aufgefangen werden, jedoch hatten nicht alle Familien genügend Geld für derartige „Binden“. Arme Frauen ließen das Blut einfach an den Beinen herunterlaufen, was aufgrund der bodenlangen Gewänder im Mittelalter nicht immer auffiel. Wegen des relativ geringen Zuckerkonsums im Mittelalter waren Zahnfäule und andere Erkrankungen im Mund noch nicht weit verbreitet. Zahnbürsten oder Zahnärzte gab es nicht, Adelige bekämpften schlechten Mundgeruch mit Wässerchen und Tinkturen. Kam es zu Zahnschmerzen, wurden die Zähne meistens mit einem Werkzeug aus der Dorfschmiede gezogen, aber auch mit festen Leinenschnüren zogen sich die Bauern im Mittelalter selbst schmerzende Zähne aus dem Kiefer heraus.
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