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  1. #41
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Wohl eine Stunde sassen sich die beiden Herren schweigend gegenüber. Da erinnerte sich der Medizinalrat der für heute angekündigten Mondfinsternis, vielleicht ließ sich damit der Professor aus seiner seltsamen Starre und Lethargie wecken. Er erhob sich und bereitete das schon etwas antiquierte Teleskop vor, indem er das Okular in den Auszug schob und fokussierte.
    Er platzierte das Teleskob vor der grossen Panoramascheibe, dabei übersah er leider das ausgestopfte Opossum, das der Professor vor Jahren einmal in der nordamerikanischen Wildnis erlegt hatte! Offensichtlich war es schon sehr lange vergessen herumgestanden und die gute, alte Dorothee war beim Staubwischen sehr nachlässig gewesen! Beide Herren wurden von einem heftigen Husten geschüttelt. Der Doktor eilte auf der Suche nach Wasser in die Küche, um den Hustenreiz zu stoppen. Dabei fand er im Kühlschrank eine Flasche Wein und eine Schale - von Dorothee nooch liebevoll zubereiteten - Obstsalat. "Genau das richtige", dachte er, deckte den kleinen Beistelltisch in der Bibliothek und nötigte den Professor zuzugreifen und sich zu stärken. Und oh Wunder, der Professor sprach dem Obstsalat mit Genuß zu und der Wein weckte seine Lebensgeister. Auch die bevorstehende Mondfinsternis schien sein Interesse zu wecken!

    Palastintrige
    Puppenhaus
    Poesiealbum
    bellalunas mondfahrt
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  2. #42
    Inventar Avatar von antiqua
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Obstsalat wie Wein lockerten also Stimmung und Gemüt.

    Wie dem Herrn Medizinalrat in seiner Eigenschaft als Arzt jedoch nur allzu deutlich bewusst vor Augen trat, war die Tatsache, dass die Medikation, die er dem Herrn Professor verabreicht hatte, leider dringende Sorge zu tragen gebot, dass er - stellvertretend für den narkotisierten Freund - dessen Alkoholkonsum nicht nur mit Argusaugen zu beobachten, sondern strengstens in den allerschärfsten Grenzen zu halten hatte. Stark wirkende Sedativa in Kombination mit wenn auch pflanzlich basierten Anti-Depressiva waren keine Kleinigkeit und gehörten - wollte man den Spaß nicht zu weit treiben - keineswegs in zeitlichen Zusammenhang mit alkoholischen Genüssen. Leider jedoch wusste sich der Herr Medizinalrat keinen anderen Ausweg, wollte er den armen Wurm, als der ihm jetzt der Freund noch immer erschien, irgendwie auch nur halbwegs über den Tag retten. So liess er es also zu, dass dieser sich ein Glas des Weines nahm; bei jedem weiteren Versuche jedoch, sich Wein einzuschenken, entwendet unter einem faden Vorwand der Freund rasch die Flasche, goss sich selber zuerst nach, füllte dann jedoch seinem Gegenüber anstatt des Weines so geschickt aus einer bereitstehenden Karaffe Wasser in das Glas, dass dieser den Betrug nicht bemerkte.

    Die Zeit verstricht plauderhaft. Der Herr Professor, unter dem Eindruck der Medikamente wohl nicht völlig in der Lage, sich an zu Recht erlernte Erziehungsmaxime zu erinnern, gähnte ebenso herzhaft wie unverhohlen. Auch der Herr Medizinalrat bemerkte an sich körperliche wie geistige Anzeichen einer gewissen Müdigkeit und Abgeschlafftheit. Wie nur sollte er die noch lange Zeit bis zum spätesten Abend überbrücken? Wenigstens schwieg jetzt das Telefon still!

    Nach beendeter Mahlzeit hob man die kleine Tafel auf und begab sich in Richtung Canapé. Der Medizinalrat, wieder jenen Sessel wählend, den er schon vorhin inne gehabt hatte, lehnte sich zurück und zog genussvoll an seiner Zigarre, die er sich regelmäßig nach dem Essen als einziges Laster seines Lebens übrigens leistete und die er sich ohne erteilte Erlaubnis des Herrn Professors angesteckt hatte. Es verhält sich keinesfalls so, dass er - die ihm zuteil gewordene Erziehung vernachlässigend - etwa nicht um Erlaubnis gebeten hätte. Nur leider war er aus der ihm entgegen gebrachten Reaktion seitens des arg in mentale Mitleidenschaft Gezogenen nicht recht klug geworden. Dieser hatte, ohne den Frager eines einzigen Blickes zu würdigen, abwechselnd den Kopf geschüttelt, sodann aber mit äußerster Vehemenz aufs heftigste genickt, wobei seinem Munde die wohl nur von Weisen begriffenen Worte "Je nu, erteile und verhalte Dich stets" entströmt waren. Ehe er in vollständige Verständnislosigkeit hinabzugleiten drohte, entschied sich der Herr Medizinalrat kurzentschlossen zur Tat und griff zu einem rettenden Streichholz. Der Herr Professor hingegen nahm daran, wie der Herr Medizinalrat beobachten konnte, überhaupt gar keinen Anteil und schon gar keinen Anstoß, und so sinnierte ein jeder der beiden Herren gesprächslos vor sich hin.

    Ein üppiges Mahl fordert verdauungstechnischen Tribut. Auch ein leichtes Mahl ist leider dazu angetan, körperliche Bekümmernisse herauf zu beschwören.

    Dessen eingedenk, war der Herr Medizinalrat bereits während des Essens vom Tische aufgestanden und hatte sich unter einen widerlichen, aber - wie es schien - gewinnbringend angelegten kleinen Vorwand von Tische entfernt. Er hatte sich, einen Blick auf des Herrn Professors rote Haare werfend, besonnen, dass, falls dieser auch nur per Zufall einen Blick in einen der nicht wirklich zahlreichen, aber doch nun einmal hier und dort aufgehängten Spiegel würfe, die gesamte Krisis von neuem losbrechen werde. So hatte er, während der Herr Professor weiterhin ungestört seinen Obstsalat verzehrte, im Handumdrehen sämtliche Spiegel entfernt und, fürs erste unauffindbar, in der Speisekammer deponiert, und war leise hüstelnd zurück an den Speisetisch gekehrt. Der Herr Professor hatte, wie es schien, seine Abwesenheit noch nicht einmal zur Kenntnis genommen. Seine Augen blickten fröhlich, aber stier. Auf seinen Wangen hatte sich gut gelaunte Röte breitgemacht. Dennoch liess den Herrn Medizinalrat der Gedanke nicht los: Heute noch werde er zu Mitteln greifen müssen, die jedwede Palastintrige in fades Licht getaucht erscheinen lassen würde.

    Nun saßen sich beide Herren schweigsam gegenüber. Da erhob sich unverhofft und doch voraussehbar der Herr Professor.

    Infolge des im Raume sich langsam ausbreitenden Nikotins war sein Gehirn ein wenig auf Umwege geraten. Während der Herr Medizinalrat augenblicklich befürchtete, man werde nun eine Reise ins Bad antreten, um dringenden Bedürfnissen nachzugeben, verhielt es sich zum nicht geringen Erstaunen desselben nicht so. Der Herr Professor, ein wenig wirr um sich blickend, begann, sich langsam im Raum zu orientieren. Die Alkaloide des Nikotins hatten zu einer verschobenen Wahrnehmungsfrequenz geführt, in deren Folge der Herr Professor, so sehr er sich auch bemühte, nicht umhin kam, seine Wohnstätte als eine Art Puppenhaus wahrzunehmen. Der Tisch im Hintergrund des Zimmer zum Beispiel war nicht nur in ungreifbare Ferne gerückt; nein, er präsentierte sich dem Auge perspektivisch dazu noch völlig verzerrt, und der hintere Teil seiner Tischplatte war - mitsamt der dazu gehörigen Beine - surrealistisch nach unten gebogen, während zur gleichen Zeit die hohen Lehnen der unmittelbar daneben platzierten Stühle sich reihum abwechselnd nach vorne wie nach hinten krümmten und es damit den Regalen längs der Wände gleichmachten.

    Auf Nachfrage des Herrn Medizinalrates hin, was er denn zu tun beabsichtige, antwortete der leicht Verwirrte, er habe die Intension, das Poesiealbum seiner Mutter zu suchen, da er sich hiervon Linderung von seinem Leide erhoffe und den Gedanken trage, sich ein für allemal von seinem Appendix sowie in einem Aufwasch gleich auch von seinem Tinnitus zu erlösen.

    Quäker
    Quagga
    Quintett
    LG - antiqua

  3. #43
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Der Medizinalrat starrte den Professor entgeistert an und entgegnete: "Aber geschätzter Freund, was redest du denn da? Den Appendix hast du ja bereits seit einigen Jahren hergeben müssen, da du ständig Schmerzen hattest. Und Tinnitus? Was willst du mir damit sagen, vielleicht verwechselst du da was! Dieses Leiden hast du mir gegenüber noch nie erwähnt!"

    Der Professor antwortete nicht, stattdessen ging er zielstrebig zum Regal, in dem - und das wusste er ganz genau, er hätte es im Dunkel ohne jegliches Licht finden können - das Poesiealbum seiner Mutter stand. Seine Schritte waren flotter als man anhand der zurückliegenden Geschehnisse vermutet hätte.

    Was für ein Glück! Er sah nicht weit entfernt neben dem Poesiealbum auch das kleine in Leder gebundene Büchlein stehen und nahm es auch zur Hand. Beschwingt, voller Leichtigkeit, ja fast schwebend, kehrte er zu seinem Sessel zurück und entschied sich vorerst für die Kunst und nicht das Praktische. Beim Durchblättern entdeckte er den Eintrag eines Mannes, an dessen charismatische Erscheinung er sich auch trotz der vielen Jahre, die vergangen waren, ganz gut erinnern konnte. Er war Mitglied der Religiösen Gesellschaft der Freunde, der Quäker gewesen. Der Professor mochte ihn, weil der Herr, genau so wie er in späteren Jahren, die Kunst und Kultur als Bereicherung seines spirituellen Lebens sehr schätzte und pflegte. Der Text, den er für seine Mutter geschrieben hatte, war schön, einfühlsam und beschrieb das göttliche Licht präsent in allen Lebewesen usw. Beiläufig hatte er auch erwähnt, dass er - da er ja oft nach England reiste, weil die Gruppierung dort ihre Wurzeln hatte - die Gelegenheit gehabt hätte, im Londoner Zoo ein Quagga zu sehen, Zebras, die es mittlerweile nur noch ausgestopft in Museen zu sehen gibt. Besagter Herr liebte alle schönen Künsten, vor allem aber Klaviermusik.

    Nein, dachte der Professor, die Einladungen an die Gäste und das Ritual ihnen am Klavier vorzuspielen, sein Schimmel. Wie sollte der nur in so kurzer Zeit repariert werden. Vielleicht wäre es die beste Lösung dieses Mal ein Quintett zu bestellen, ob Streichquintett oder Klavierquintett, war dem guten Professor in diesem Augenblick egal.

    Resonanz
    Robert
    Rendezvous
    Unsere äußeren Schicksale interessieren die Menschen, die inneren nur den Freund. (H. von Kleist)

    Manche Menschen sind wie Spiegel, der uns hilft, in die verborgenen Winkel unserer Seele zu schauen. (unbek.)

    Jeder kluge Mensch wird seinen Mitmenschen dieselbe Gedankenfreiheit zugestehen, die er für sich selbst beansprucht.
    Er wird sie ebensowenig zu seiner Meinung zwingen wie er zu ihrer gezwungen werden möchte. (Konstanzer Kalender)


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  4. #44
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Der Gedanke, das geplante Klavierkonzert durch ein Streichquintett zu ersetzen behagte ihm gar nicht. Denn bei aller Klugheit und Intelligenz war unser guter Professor nicht wirklich ein Musterbeispiel für Flexibilität! Er hing einfach an seinen eingespielten Gewohnheiten und Ritualen, zu denen auch der wöchentliche Klavierabend zählte.
    Er hatte bereits sorgfältig eine Auswahl schöner Stücke von Robert und Clara Schumann vorbereitet! Schließlich hätte dieser Abend etwas ganz Besonderes werden sollen - sein erstes Rendezvous mit Dorothee, der Schönen, die, wie er wusste Schumanns Klaviermusik über alles liebte. Man hätte über die Musik unverbindlich ins Gespräch kommen können und dann, wer weiß.....
    Er erhob sich, ging ans Klavier und schlug ein paar Tasten an - aber die Resonanz wollte nicht stimmen!
    Ärgerlich liess er den Deckel fallen und weckte so den Herrn Medizinalrat aus seinen Gedanken!

    Stossgebet
    Silberdistel
    Sandelholz
    Geändert von bellaluna (09.03.2008 um 11:45 Uhr)
    bellalunas mondfahrt
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  5. #45
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Diese Art von Schocktherapie behagte dem ruhigen, wohlbedachten Herrn Medizinalrat ganz und gar nicht, demzufolge sprach sein Blick Bände.

    Der Professor nahm keine Notiz weder von seinem Freund noch von dessen Reaktion. Er war mit sich beschäftigt, denn in seinem Innersten gestand er zumindest sich gegenüber - er kannte seine eigenen Grenzen sehr wohl - seine nicht gerade als flexibel zu bezeichnende Art und Weise des Handelns. Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, Zugeständnisse zu machen und das Klavierquintett zu buchen, dessen Darbietung im großen Schlosssaal ihm einmal sehr gut gefallen hatte. dachte der Professor, keine Kompromisse bei seinem Lieblingshobby. Deshalb schickte er auch ein - untermautert mit einer von seinem Freund nicht unbeobachtet gebliebenen Geste - Stoßgebet gen Himmel, dass sein Schimmel ganz schnell repariert wird. Er war bereit alle notwendigen Hebel in Bewegung zu setzen, damit alles, was drum und dran hängt, sei es die Reparatur, die Auswahl der Stücke und die Darbietung mit Erfolg gekrönt sein wird.

    Eigentlich wollte er zu seinem Sessel zurück kehren, stellte aber fest, dass er schon wieder auf die Toilette rennen musste. Im wurde klar, dass der gute Doktor, sein Freund, wieder mal eine seiner Mixturen an ihm als Versuchskaninchen testen wollte. Er kannte ihn nur zu gut! Bestimmt hatte er wieder viele Öle und sonstige verschiedene Ingredienzien in die Mischung, die er ihm verabreicht hatte, hineingetan, u.a. auch Silberdistel und die war - das wusste der Professor mittlerweile auch - sehr stark harntreibend. Somit begab er sich ins Bad. Ein Gutes hatte die ganze Rennerei ja auch, denn er liebte diese handgemachte Seife aus Sandelholz, die er sich aus Mysore, die hierfür berühmte indische Stadt auf Dorothees Empfehlung einmal mitgebracht hatte. Selbstverständlich erhielt auch Dorothee bei seiner Rückkehr damals verschiedene form- und duftgemischte Seifen als Geschenk.

    These
    Thimotheegras
    Tingeltangel
    Geändert von Sofia (09.03.2008 um 13:06 Uhr)
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  6. #46
    Inventar Avatar von antiqua
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Habt Geduld, ich brüte noch! Es liegt in den letzten Zügen ...

    Edit: Es IST vollbracht! *schnauf* Ich bitte um freundliche Beachtung!


    ****************************************


    Des Herrn Professors Lebensmotto lautete: "Denke beizeiten, dann sparst Du´s Dir in der Not!". Diese Regel schien heute durchbrochen.

    Als der Herr Professor diesmal nun im Bade stand, fiel ihm bei dieser Gelegenheit zum erstenmal an diesem Tage auf, dass dort, wo eben noch der Spiegel gehangen hatte, ein schwarzes Loch prangte. Eben noch? Eigenartiger Weise konnte er sich nicht darauf besinnen, ob er vorhin tatsächlich einen Blick in den Spiegel hinein getan und damit den Spiegel selbst wirklich auch zur Kenntnis genommen hatte. Oder wie verhielt sich das? War dies schon gestern gewesen? Vorgestern gar? Er schüttelte den Kopf, tat sicherheitshalber noch einen Blick in den nicht vorhandenen Spiegel, dann trocknete er sich die Hände und verliess den Ort.

    Es gelüstete ihn, einen Spaziergang durch die Wohnung zu unternehmen. Er wollte mit diesem in seinen Augen sehr nützlichen Gang etwas ausserordentlich Angenehmes verbinden: Nachsehen, was es mit seinen anderen Spiegeln auf sich hatte. Es dämmerte ihm schemenhaft, dass er auf seinem Gang nach dem Bade hin keinem weiteren Spiegel sonst begegnet war. Dies irritierte ihn gelinde. Und so kam, was kommen musste. Der Herr Professor spazierte durch die Wohnung und ließ mit neugierig geöffnetem Blick, wie er sonst nur Kindern eigen ist, Wand und Wände auf sich wirken; mit großem Interesse nahm er die Gemälde an den Wänden wahr und blieb bemerkenswert blickend vor den Löchern stehen, in denen ... er wusste nicht mehr, wann ... vor nicht allzu langer Zeit jedenfalls einmal Spiegel werden gesteckt haben müssen.

    Der Herr Professor kehrte in den Salon zurück. Den Herrn Medizinalrat, der seinen Eintritt mit großem Interesse verfolgt hatte, liess er gänzlich unbeachtet. Er ging zu seinem Schimmel hinüber, an dem er gedankenverloren stehen blieb. Sein Blick hatte sich ins Innere gekehrt. Ohne seine Handlung weiter zu bemerken, zupfte er ein wenig am Timotheegras, das dort in einem Gesteck arrangiert auf dem kostbaren Möbel stand. Während er selber so dastand, dachte er vielerlei. Und langsam, aber sehr sicher und mit der allergrößten Genauigkeit noch dazu arbeitete sich eine These heraus; eine These, so sonnenklar wie nur irgendwas; eine These so kristallklar wie ein reiner Gebirgsbach im zeitigen Frühjahr; eine These ... dem Herrn Professor gingen langsam die Vergleiche aus ... kurzum so direkt greifbar auf der Hand liegend, dass es ihn selbst zuhöchst verwunderte, warum dieser sein Gedanke ihn bis zu dieser bemerkenswerten Stunde verschont haben mochte. Die These lautete: Der Herr Medizinalrat, der dort drüben in seinem Fauteuil so überaus amüsant lag und tat, als könne er kein Wässerchen trüben; diese dem äußeren Anscheine nach überaus gekonnt dargestellte Mischung aus Intellekt und Biedermann, aus Bildungsbürger und Bonvivant, aus Gourmet und Gourmand, jener besagte Herr Medizinalrat nun also, sein Freund, sein bester noch dazu, dieser Mensch, dieser Dreistling und - auch hierzu verstieg sich der Herr Professor noch in seiner Rage - sicher auch Wüstling ... - an dieser Stelle drohten sich die Gedankengebäude um ein Weniges zu verwirren und in Endlosigkeit zu verlieren - war dabei, ihn schmäh- und schändlich zu betrügen! Und zu hintergehen! Jawohl!

    Des Herr Professors inneres Gemüt war sehr zufrieden mit dieser von seinem fiebrigen Hirn ausgebrüteten These. Der Freund blieb nicht um des Freundes willen hier, oh nein! Nicht etwa, weil er sich um den Gesundheitszustand Sorgen machte! Weit gefehlt! Der Herr Professor erinnerte sich an die Szene von vorhin, die ihm, nun bestätigt, dies klar vor Augen führte. Der Herr Medizinalrat war dabei gewesen, sich ganz en passant etwas zu notieren. Währenddessen auch hatte er den Puls des Freundes gemessen. Mit dem einen Auge hatte er auf die Uhr geschielt; zugleich jedoch hatte sein anderes Auge einen Blick auf den Kaminsims geworfen. Und zu allem Überfluss hatte er noch die Gelegenheit gefunden, ihn, den Herrn Professor, von schräg seitlich, ganz heimlich und doch von ihm alles andere als unbemerkt, mit äußerster Verschlagenheit zu beobachten.

    Auf welche Art und Weise es dem Herrn Medizinalrat möglich gewesen war, dies alles in dieser Weise logistisch zu bewerkstelligen, war dem Herrn Professor schleierhaft. Es war ihm zugleich auch egal. Er war nur gewillt, diesem Tingeltangel nun und für alle Zeit - ja, ach, für alle Zeit! - ein Ende zu setzen!

    Ukas
    Ungetüm
    Ureinwohner
    Geändert von antiqua (10.03.2008 um 17:20 Uhr)
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  7. #47
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Des Professors Phantasie trieb wohl wilde Blüten, ja nahm sogar wahnhafte Züge an, die seinen alten und besten Freund aus Jugend-und Studentenzeiten zum Ungetüm werden liessen! Der Medizinalrat konnte sich die Blicke seines Freundes nicht erklären, die er ihm zuwarf, während er rastlos im Raum auf und ab schritt!
    Wie könnte man ihn wohl zur Ruhe bringen? Er versuchte das Gespräch auf Neuseeland und seine Ureinwohner zu lenken, ein Thema, das den Professor zu jeder Zeit zu fesseln pflegte und über das in Kürze ein Vortrag von ihm zu erwarten war!
    Doch der Professor reagierte mit Desinteresse, ja sogar Ablehnung! Er starrte seinen Freund mißtrauisch an und murmelte etwas vor sich hin... Der Medizinalrat konnte nur einzelne Brocken verstehen, es war von den Romanows die Rede, von Rasputin und der Zarin, sowie einem ganz bestimmten Ukas, den der letzte Zar erlassen hatte.....
    Sollte sich das Beruhigungsmittel in Kombination mit dem Wein doch schlimmer auf den gepeinigten Professor ausgewirkt haben?

    Valenciennespitzen
    Vegetarier
    Virtualität
    bellalunas mondfahrt
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  8. #48
    Inventar Avatar von antiqua
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Ja, liebe bellaluna, was soll ich da sagen?

    Das ist ziiiiiiiiiemlich () gut! Man sieht, man MUSS nicht soviel schreiben wie ich! *sich-davon-schleich*
    LG - antiqua

  9. #49
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Zitat Zitat von antiqua Beitrag anzeigen
    Ja, liebe bellaluna, was soll ich da sagen?

    Das ist ziiiiiiiiiemlich () gut! Man sieht, man MUSS nicht soviel schreiben wie ich! *sich-davon-schleich*
    Danke dir für dein Lob! Aber bitte *nurkurzdavonschleich* - wiederkommen, weiterspinnen - deine kreativen Ergüsse!!
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  10. #50
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    Der Professor setzte seinen Rundgang mit hektischen Schritten fort, unter ständiger Beobachtung seines Freundes, Blicke die er jedoch nicht zur Kenntnis nahm oder nehmen wollte.

    Schlagartig blieb er wie gelähmt stehen, bückte sich, erhob sich wieder und hielt etwas in der Hand. Er führte es zu seiner Nase, das konnte auch der Doktor - der weiterhin seines eingenommen Platzes treu blieb - erkennen, jedoch nicht, was es war, was sein Freund da so lange und zugleich leidenschaftlich beschnupperte.

    Die Gedanken des Professors schweiften zu Dorothee, die Valenciennespitzen so liebte. Er hatte gerade eben in der Ecke - unbeachtet wie lange schon, wusste er selber nicht - ein Taschentuch gefunden, das eindeutig Dorothee gehörte, denn es war ganz zart rundum mit der feinen Klöppelspitze umsäumt.

    Der Medizinalrat beobachtete weiterhin das merkwürdige Verhalten seines Freundes und fragte sich ernsthaft wie er denn die Wirkung dieser Beruhigungsmittel-Wein-Kombination neutralisieren könne. Vielleicht sollte er seinem Freund empfehlen, wenn auch nicht für immer Vegetarier zu werden, aber zumindest für eine gewisse Zeit basenreich zu essen, um zu entgiften, d.h. nur Obst und Gemüse. Dies war vorerst die Theorie, in diesem speziellen Fall fast die Virtualität, dachte der Medizinalrat. Aber wie sollte er seinem Freund das jedoch für die Praxis und in der Praxis schmackhaft machen? Der Professor war ja ein Gourmet, aber auch zugleich in einem gewissen Maße ein Gourmand, der sich ganz und gar nicht so schnell und einfach vorschreiben ließ, was er essen sollte oder lieber nicht.

    Widerspiegelung
    Walstatt
    Wega
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  11. #51
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    Sollten die Räumlichkeiten des Professors sich zum Kampfplatz - oder wie sich selbiger ausdrücken würde - zur Walstatt, entwickeln? Noch während der Medizinalrat überlegt, wie er dies abwenden sollte, wandte sich der Professor dem grossen Panoramafenster zu und blickte in den Garten hinaus! Die vollkommene Widerspiegelung des nächtlichen, mondbeschienenen Sternenhimmels (noch hatte die Mondfinsternis nicht begonnen) im Teich, schien sein Gemüt zu beruhigen. Er drehte sich um, sah den alten Freund an, mit leichtem Erstaunen und fragte: "Bist du gekommen, um mit mir die Mondfinsternis zu beobachten? Meine Hausdame hat wohl vergessen, dich zu melden?" Er schien sich an die Ereignisse des Nachmittags und frühen Abends nicht mehr zu erinnern, was den guten Doktor in neue Bestürzung versetzte.
    Der Professor schien sich wohl und zufrieden zu fühlen und sprach weiter über die bevorstehende Mondfinsternis, ja er erwähnte sogar den grossen Bildband über Himmelserscheinungen und Sternbilder, den er letzte Woche gekauft hatte, um die Erscheinungen am Sternenhimmel durch sein Teleskop besser beobachten zu können. Besonders erwähnte er das "Sommerdreieck", das sich aus Wega, Adler und Schwan zusammensetzt.
    Der Herr Medizinalrat gab sich nach aussen lebhaft interessiert und hielt die Konversation am Laufen, doch seine Gedanken waren immer noch mit den sprunghaften Gemütszuständen seines Freundes beschäftigt - wo war seine Erinnerung verloren gegangen, was wusste er noch? Wie sollte er sich verhalten, was tun? Dabei bemerkte er nicht, dass er das zarte Spitzentaschentuch, das der Professor auf das Tischchen gelegt hatte, zwischen seinen Fingern zerknüllte!

    Xanthippe
    Xylophon
    Xenophanes
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  12. #52
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Er machte eine Kehrtwendung, schaute auf das zerknüllte Etwas, machte eine Handbewegung, die Wegwerfen andeutete, hielt dann jedoch inne, denn er hatte die Faust leicht geöffnet und wohl erkannt, was er da eigentlich hielt.

    Laut fragte der Professor, zwar zum Medizinalrat gerichtet - es klang aber eher nach Selbstgespräch - ob er wohl je den Asteroid Nr. 156, genannt Xanthippe sehen würde. Er beendete jedoch ganz schlagartig diese Frage. Sein Blick verdunkelte sich, er schaute ganz starr, sorgenvoll könnte man meinen, drein. Der Professor war wieder voll und ganz im Hier und Jetzt. Seine Gedanken schweiften wieder zur musikalischen Darbietung, die nicht allzu lange entfernt war. Welches wäre wohl die eleganteste Art und Weise dieses Schlamassel zu umgehen. Er erinnerte sich an die naturgetreue Bühne aus Xylolith, auf der damals ein großes Xylophon gestanden hatte und die schöne Darbietung, von der er hin und weg war. Das wäre ja auch eine Lösung, die jedoch dem Professor die berühmt berüchtigte so gut wie nicht existente Flexibilität abverlangte. Wie ein Wirbelsturm drehte er sich um und schaute wieder gen Himmel, auf der Stelle trippelnd wie ein trotziges Kind.

    Dieses merkwürdige Auf und Ab und Hin und Her des Professors verwirrte den Medizinalrat sehr. So kannte er seinen Freund gar nicht. In Gedanken verglich er den Professor manchmal mit Xenophanes, dem "Sturmvogel der griechischen Aufklärung", heute aber war derjenige eindeutig der "Sturmvogel des mondbeschienen Sternenhimmels".

    Yvonne
    Yogi
    Ymir
    Geändert von Sofia (11.03.2008 um 19:48 Uhr)
    Unsere äußeren Schicksale interessieren die Menschen, die inneren nur den Freund. (H. von Kleist)

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  13. #53
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    Sofia
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  14. #54
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    Bellaluna! Schön, dass du lachen konntest, ich lache gerne auch über deine "Kapitelchen"!
    Unsere äußeren Schicksale interessieren die Menschen, die inneren nur den Freund. (H. von Kleist)

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  15. #55
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Der Herr Professor hatte seinem Teleskop für den Augenblick den Rücken gekehrt und seinen Gang, rastlos wie ein Tiger in seinem Käfig, im Salon wieder aufgenommen. Der Herr Medizinalrat beobachtet ihn, trotz niedergeschlagenen Blickes.

    Da, plötzlich, blieb der Professor stehen. Ganz unverhofft. Glühenden Blickes taxierte er den Freund. Einen Augenblick, zwei; dann brach es mit einer unerwarteten Verächtlichkeit heraus, die den Herrn Medizinalrat doch recht zu überraschen schien. "Betrüger!", rief der Professor gedämpfter Stimme, jedoch voller Inbrunst; und als der Freund vorgab, nicht zu verstehen, wovon die Rede sein, fuhr er, jetzt immer noch leise zwar, aber heiser krächzend fort: "Wo sind meine Spiegel geblieben?" Seine Stimme überschlug sich vor lauter Heftigkeit beinahe

    Der Herr Medizinalrat, sich ertappt fühlend, errötete, was allerdings lediglich jenen Effekt hatte, dass sein von Natur aus tiefgebräunter Teint um eine deutlich sichtbare Nuance tiefer geriet. Er faßte sich noch in selbiger Sekunde und holte zum Gegenschlag aus. Gegenschlag wäre zuviel gesagt; und zugleich zu wenig. Es würde eher ein Gegenzug sein. Ein Schachzug. Und es mußte zu einem Schachzug solch unglaublich genialer Güte geraten, dass der Betrug, der ja nur um den Freundes willen geschah, als Betrug nicht auffiel.

    So stand er auf und faßte den Herrn Professor, auf den zu er betont gedämpfte Schritte gemacht hatte, in ebenso betont jovialer Art am Arm, genauer: am Puls. "Wie fühlst Du Dich?", fragte er ärztlich besorgt - man hörte dies an seiner Stimme - und blickte dabei auf die Uhr. Seine Lippen zählten leise die Schläge ab. "Laß das!", herrschte ihn der Herr Professor an und riss sich los. "Du behandelst mich wie ein Kind!" - "Du BIST ein Kind!", antwortete der Herr Medizinalrat, und der Versuch eines vorsätzlich trivial aufgesetzten Lächelns misslang vollständig. "Laß das!", herrschte der Herr Professor ein zweites Mal, dann schwieg er.

    Der Herr Medizinalrat seufzte. Und änderte die Taktik. Er gab vor, wissen zu wollen, was der Herr Professor sehe. Dieser reagierte unwillig. Eigenartiger Weise insistierte der Herr Medizinalrat auf seiner Frage. Der Herr Professor zuckte nur beleidigt die Schultern und verharrte bei seinem Schweigen.

    Nun gut, es half alles nichts; der Herr Medizinalrat mußte ein wenig voran schreiten, ansonsten liefe man Gefahr, noch morgen hier zu stehen. "Siehst Du den Tisch dort?" Der Herr Professor würdigte das Möbel eines einzigen Blickes nur, dann wandte er sich ab. Der Herr Medizinalrat insistierte fort. "Wie steht er dort?"

    Wie er dort stehe? Des Herrn Professors Stimme begann von neuem, sich zu ereifern. Auf vier Beinen; und in der Ecke. Er habe schon gestern so dort gestanden und vorgestern - und vorvorgestern höchstwahrscheinlich auch. An dieser Stelle nun kamen dem Herrn Professor doch ernsthafte Zweifel ob dieses Zusammenhanges, er verfiel erneut ins grüblerische Sinnieren, schob dann aber, einer Eingebung folgend, die Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf die mustergültig demonstrierte Darstellung einer immens beleidigten Leberwurst.

    Der Herr Medizinalrat bezweifelte, während er eine Augenbraue sinnvoll nach oben hin drapierte, offen, dass dem so sei. "Wenn ich auch nur ein Weniges von Medizin verstehe, mein lieber Freund", hub er an, "dann steht dieser Tisch dort alles andere als in gewöhnlicher Weise an seinem Platze!" Er ließ dem Freunde Zeit zu reagieren. Dieser jedoch antwortete nicht. Stattdessen konzentrierte er sein Bemühen auf die stringente Beobachtung besagten Möbels. Im Augenblick vermochte er sich nicht darauf zu besinnen, welche denn nun die rechtmäßig gewöhnliche Weise war, in der ein Tisch - sein Tisch - in einer Ecke zu stehen hatte. Sehr wohl jedoch erinnerte er sich daran, wie wunderlich verzerrt eben noch die Tischplatte sich ihm präsentiert hatte. Momentan jedoch stand besagter Tisch noch immer weit in Richtung seiner angestammten Ecke, welche selbst jedoch mittlerweile zu einem hübschen Rund herausgereift war. Der Tisch seinerseits gründete fest auf seinen vier stabilen Beinen, die Tischplatte lediglich war unerklärlicher Weise wie von einer schweren, allerdings dem zumindest menschlichen Auge gänzlich unsichtbaren Kugel in einer solchen Art und Weise beschwert, dass sie sich dort, wo sich des Tisches Mittelpunkt befinden müsste, durch die Schwerkraft tief nach unten in Richtung des Bodens gezogen und nach Form einer riesenhaften Halbkugel kurvenförmig gebogen war.

    Der Herr Medizinalrat erkannte lächelnd die Gedanken seines Freundes. "Nun komm mit", sagte er sanft und zog den Professor vor einen nicht vorhandenen Spiegel. "Du siehst Dinge", fing er an, "die nicht vorhanden sind. Und umgekehrt. Die Perspektive ist verzerrt. Diese Deine Wahrnehmungsstörung ist allein den Medikamenten geschuldet, die ich Dir habe verabreichen müssen." Er wartete ein Weilchen, während dessen der Herr Professor sich anstrengte, den Spiegel zu erkennen, der dort nicht hing. Der Herr Medizinalrat fuhr fort. "Dieser Spiegel hier - unerachtet ob Du ihn nun siehst oder nicht - hängt dort wie gestern und vorgestern - und wie dieser dort drüben auch, und auch der Spiegel im Bad hat sich um keinen Deut verändert. Geschweige denn: vom Platz hinweg bewegt." Er betete inbrünstig, sein kleines Spiel möge von Erfolg gekrönt sein. Der Herr Professor kämpfte arg mit sich selbst. Man sah das sehr deutlich. Dann antwortete er.

    "Ich bin froh, dass Du das sagst!", sprach er erleichtert, sein Gesicht jedoch noch immer mit Zweifel überzogen. "Ich begann bereits, meine intellektuellen Fähigkeiten in Abrede zu stellen!" Er wirkte kurz davor, in Tränen auszubrechen. Dann jedoch erholte er sich rasch und schöpfte Mut. "Es ist nur so", meinte er; hierbei verrenkte er sich sehr bei einem Versuch, doch einen Blick in den Spiegel hinein zu erreichen: "ich vermag mich so rein überhaupt gar nicht im Spiegel zu erblicken!"

    Der Herr Medizinalrat schüttelte begütigend den Kopf. "Es handelt sich um eine rein visuelle Angelegenheit. Die Auswirkungen sind rein optischer Natur. Dein Intellekt ist in keinster Weise in Mitleidenschaft gezogen oder sonstwie angetastet. Warte, ich werde Dir eine Frage stellen, auf die Du mit Leichtigkeit eine Antwort wirst finden können! Das wird Dich überzeugen und beruhigen!" Beide Herren warteten einen Moment in gespannter Stille. "Wer oder was", fragte der Herr Medizinalrat "ist Ymir?"

    Sofort klarte sich das Gesicht des Herrn Professors auf. Ein Lächeln umspielte nicht nur seine Lippen, es erhellte das Gesicht von einem Ohr zum anderen! "Ymir!", triumphierte er, "Ymir ist - ein jeder weiss dies - ein weltbekannter Yogi, der in der Türkei vor etwa zwei Jahrzehnten eine Stadt gegründet hat." Er sah den Herrn Professor sehr verheissungsvoll an. Dieser wandte sich leicht ab, murmelte etwas von "Nervlicher Exitation oder dergleichen" und zog den Professor am Ärmel hinter sich her zurück in den Salon.

    In diesem Augenblick klingelte es an der Tür.

    Es war Chiron. Psychoanalytiker und Freund. Er wunderte sich, dass ihm der Herr Medizinalrat anstelle der Dorothee öffnete, und bot sich an, als er den Grund vernahm, mit Yvonne, seiner eigenen Haushälterin, auszuhelfen. Zwei oder drei Tage könne er sie entbehren; über diese Zeit hinaus müsse man sich die Dame teilen.

    Er begrüßte den Herrn Professor sehr freundschaftlich und plauderte ein Weilchen über dies und das.

    Sodann jedoch ließ es sich nicht mehr aufhalten: es nahm das Verhängnis seinen Lauf.

    "Sag mir eines, mein Lieber!", begann es, indem es sich Stimme und Worte Chirons bediente. "Warum in aller Welt nur hast Du die Spiegel abgehängt?" Er blickte, während er so sprach, suchend im Zimmer umher und warf sogar einen Blick über die Schulter zurück. Dann sah er dem Herrn Professor fröhlich ins Gesicht. Das wiederum langsam zu versteinern begann. Da erst umfaßte sein Blick des Herrn Professors ganzen Kopf; er machte einen Schritt zurück, und angesichts einer Sache, die er dort wohl entdeckt haben mochte, verfiel er in ausgesprochen gut gelaunten Humor. Der Herr Professor konnte sich keinen Reim auf die Sache machen. Chiron selbst hingegen schüttelte sich geradezu vor Lachen. Und wollte gar nicht mehr aufhören. Der Herr Professor nahm ihm das Verhalten nicht übel; allein das Schenkelklopfen irritierte ihn ein wenig. Da sein Freund vor Lachen keinen Mucks mehr tun konnte, dauerte es ein Weilchen, bis sich dieser zurechtgejappst hatte.

    Dann sprach Chiron die verhängnisvollen Worte: "Es wird wohl der Haare wegen sein!".



    Zeppelin
    Zaunpfahl
    Zauberer
    Geändert von antiqua (12.03.2008 um 23:46 Uhr) Grund: Der Text war qualitativ zu minderwertig und bedurfte dringend einer Überarbeitung!
    LG - antiqua

  16. #56
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Antiqua!

    (was aus "Chiron" so werden kann, ich hatte an den Planeten gedacht )
    Unsere äußeren Schicksale interessieren die Menschen, die inneren nur den Freund. (H. von Kleist)

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  17. #57
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    In der Zwischenzeit war Dorothee sehr viel mit sich selber beschäftigt; sie war vor allem ratlos und rastlos, sie fühlte eine drückende Schwere auf ihren Schultern. Sie hatte keine genauen Vorgaben und Anweisungen, telefonisch war sie auch erfolglos geblieben, der Professor ging nicht ans Telefon. Ob sie den Mut aufbringen solle, persönlich vorbei zu schauen?

    Vielleicht war Mut ein guter Berater in diesem Falle. Sie hatte bereits am gestrigen Tage Mut bewiesen, denn sie hatte sich entschieden eine Fahrt mit dem Zeppelin zu machen, um ihre eigenen Grenzen auszutesten und über ihren eigenen Schatten zu springen und ein wenig Leichtigkeit und das Gefühl der Freiheit in ihr Leben zurück zu holen. So die Theorie. Tatsache war, dass sie die Fahrt nicht genießen konnte, denn ihre Angst war viel größer. Zumindest hatte sie's versucht, vielleicht sollte sie auch die nächste Hürde in Angriff nehmen, da es im Nachhinein betrachtet gar nicht so schlimm gewesen ist.

    Dorothee war so in Gedanken verloren, dass sie fast den - sie musste es zugeben - leise eingestellten Gong nicht hörte. Sie schaute auf die Uhr und fragte sich, wer das wohl sei, sie erwartete niemanden, auch hatte keiner einen Besuch angekündigt, entschied sich aber dennoch, die Tür zu öffnen. Es war ihre Freundin Yvonne, die vorbei gekommen war, da sie Dorothee telefonisch nicht erreichen konnte. So bemerkte nun auch Dorothee, dass sie den Hörer neben dem Apparat hatte liegen lassen und korrigierte diesen Fehler. Die Freundinnen machten es sich auf dem wunderschönen und bequemen Sofa gemütlich und tranken Tee. Yvonne wollte wissen wie's ihrer Freundin ging, die jedoch nur ganz kurz angebunden war und wie's aussah auch nicht gesprächiger wurde oder - wie Yvonne erwartete - Fragen stellen würde, nachdem sie ihr die letzte Neuigkeit erzählte. Yvonne schlug deshalb vor, Dorothees Lieblingsmusik aufzulegen, jedoch auch diese Aktion blieb ohne jegliche aktiven Reaktionen. Der Spruch von Wilhelm Raabe fiel Yonne ein: "Unsereiner nimmt aber gewöhnlich lieber die Mistgabel oder einen Zaunpfahl, um der Welt Verstand beizubringen" ein. Was konnte sie nur tun? Dorothee zeigte sich gar nicht interessiert. Yvonne erzählte aber trotzdem weiter: ihr Arbeitgeber hatte ihr telefonisch eröffnet, dass sie drei volle Tage bei einem Professor - dass es DER Professor war, wusste weder Yvonne, noch Dorothee in diesem Augenblick - aushelfen solle und anschließend einige Zeit nur stundenweise. Yvonne war verwundert über Dorothees verhalten und schlug mit der Faust auf den Tisch, um sie ein wenig wach zu rütteln. Das half jedoch auch nicht.

    "Ein Zauberer müsste her, aber woher nehmen und nicht stehlen", schrie Yvonne auf einmal derartig laut und trotzdem herzerfrischend, dass Dorothee sie das erste Mal seit ihrer Ankunft bewusst anschaute, jedoch entgeistert mit ganz großen Augen, denn sie wusste immer noch nicht, warum ihre Freundin sich einen Zauberer wünschte.

    Anakonda
    Autolyse
    Artefakt
    Geändert von Sofia (13.03.2008 um 08:35 Uhr)
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  18. #58
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    "Welchen Zauberer?" murmelte Dorothee abwesend. Sie griff nach ihrem Täschchen, um ihr parfümiertes Spitzentaschentuch herauszuholen. Sie konnte es nicht finden, wusste aber nicht, dass sie es bei ihrem letzten Besuch in des Professors Büro verloren und dieser es an sich genommen hatte!
    Statt dessen fühlte sie einen schweren Gegenstand - ein Artefakt, in Gestalt einer sich um einen Baum ringelnden Schlange (einer Anakonda möglicherweise, sie wusste es nicht genau zu sagen), das der Professor auf einer seiner Studienreisen erworben hatte.. Sie erinnerte sich nur, das Kunstwerk im Büro des Professors bewundert zu haben - hatte er ihr dieses heimlich in die Tasche gesteckt? Ein Zeichen seiner Verehrung? Vielleicht war er ihr ja wirklich zugeneigt, ja dann hätte sie ihr Anliegen doch vorbringen können?
    Sie lächelt, ihr Blick bekam etwas Verträumtes und ihre Augen schienen in weite Ferne zu blicken.
    Yvonne entschloss sich zu gehen. Mit ihrer Freundin, die sich in ihre Traumwelt zurückgezogen hatte, war wohl heute nichts mehr anzufangen.
    Und sie hatte mehr als genug zu tun - schliesslich hatte sie für einige Tage zwei Haushalte zu versorgen, neben ihrem Medizinstudium.
    Und abends noch der Vortrag eines bekannten Pathologen aus Amerika über Autolyse, den sie zusammen mit dem Herrn Medizinalrat besuchen wollte! Yvonne plante, nach Absolvierung des Studiums, sich der Rechtsmedizin zuzuwenden, ein Gebiet, das den Medizinalrat brennend interessierte, wie sein Kollege, der Psychoanalyter genau wusste und daher die Bekanntschaft seiner Hausdame mit diesem eingefädelt hatte!
    So küsste sie die Freundin flüchtig auf die Wange und eilte nach Hause.

    Blasphemie
    Buchstaben
    Bonmot
    Geändert von bellaluna (13.03.2008 um 19:43 Uhr)
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  19. #59
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    PS - Sofia wie du Dorothee die Schöne wieder ins Spiel gebracht hast!!!
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  20. #60
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Bellaluna!

    es musste ja mal passieren

    *flüster* Yvonne ist im Haushalt des Psychoanalytikers tätig und nicht dem des Medizinalrates.
    Sehe ich das richtig, Antiqua!
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  21. #61
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Zitat Zitat von Sofia Beitrag anzeigen
    Bellaluna!

    es musste ja mal passieren

    *flüster* Yvonne ist im Haushalt des Psychoanalytikers tätig und nicht dem des Medizinalrates.
    Sehe ich das richtig, Antiqua!
    OHweh, man kann nicht genau genug lesen - werde es korrigieren!
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  22. #62
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Hab's ausgebessert!
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  23. #63
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Hast du jetzt nicht auf Antiquas Antwort gewartet?
    Ich hoffe, dass ich es richtig in Erinnerung habe.
    Es ist nicht einfach, Bellaluna!
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  24. #64
    Inventar Avatar von antiqua
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Zitat Zitat von Sofia Beitrag anzeigen
    Hast du jetzt nicht auf Antiquas Antwort gewartet?
    Ich hoffe, dass ich es richtig in Erinnerung habe.
    Es ist nicht einfach, Bellaluna!
    Lese Eure Ergüsse erst jetzt! Köstlich!

    Ja, ja, ja, es ist richtig: Yvonne habe ich bei Chiron eingeschleust!

    Und , Frau Sofia, was bitte heisst - ich zitiere Sie wörtlich:

    "Es ist nicht einfach, Bellaluna!"? Soll das, bitte sehr, etwa ein Wink mit dem Zaunpfahl sein?!?
    Geändert von antiqua (13.03.2008 um 20:07 Uhr)
    LG - antiqua

  25. #65
    Inventar Avatar von antiqua
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Zitat Zitat von Sofia Beitrag anzeigen
    Antiqua!

    (was aus "Chiron" so werden kann, ich hatte an den Planeten gedacht )

    Nicht wahr, ich bin wahrlich kreativ! Was heisst: ich? Was kann ich für all das, was der Herr Professor so alles redet!
    LG - antiqua

  26. #66
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Zitat Zitat von bellaluna Beitrag anzeigen
    OHweh, man kann nicht genau genug lesen - werde es korrigieren!
    Zitat Zitat von Sofia Beitrag anzeigen
    Es ist nicht einfach, Bellaluna!

    Zitat Zitat von antiqua Beitrag anzeigen
    Und , Frau Sofia, was bitte heisst - ich zitiere Sie wörtlich:

    "Es ist nicht einfach, Bellaluna!"? Soll das, bitte sehr, etwa ein Wink mit dem Zaunpfahl sein?!?
    Frau Antiqua, da gibt's keinen Grund für ein
    Die Antwort ist über deiner Frage, ich habe quasi geantwortet, bevor du die Frage gestellt hast.
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  27. #67
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Zitat Zitat von Sofia Beitrag anzeigen
    Frau Antiqua, da gibt's keinen Grund für ein
    Die Antwort ist über deiner Frage, ich habe quasi geantwortet, bevor du die Frage gestellt hast.
    Ich fürchte, ich habe Euch schon verstanden --- *hüstel* nun, halbwegs jedenfalls ... wollen wir hoffen ... nun ja

    Was ICH hingegen zu wissen begehrte, war, ob es vllt. auch so gemeint sein könne, dass Frau antiqua wesentlich zu kompliziert denkt und schreibt und konstruiert und ... was-weiss-ich-noch-alles, Menschenskinder!
    LG - antiqua

  28. #68
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    es war definitiv nur so gemeint wie auch geschrieben!

    Klar ist es z.T. auch kompliziert und deshalb müssen wir halt aufmerksam lesen und vor allem, es auch behalten, ein gutes Gedächtnistraining.
    Das ist hier gefragt und macht auch Spaß!
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  29. #69
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Zitat Zitat von Sofia Beitrag anzeigen
    es war definitiv nur so gemeint wie auch geschrieben!

    Klar ist es z.T. auch kompliziert und deshalb müssen wir halt aufmerksam lesen und vor allem, es auch behalten,

    ein gutes Gedächtnistraining.


    Das ist hier gefragt

    und macht auch Spaß!
    Mir auch!
    LG - antiqua

  30. #70
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Zitat Zitat von antiqua Beitrag anzeigen
    Mir auch!
    *vollzustimm* mir auch! Und ich werd versuchen, mich nicht nur über eure "Ergüsse" zu amüsieren, sondern mir die Details zu merken, damit die Geschichte nicht zu "Kraut und Rüben" ausartet und wir uns am Ende in unserer eigenen Kreation nicht mehr auskennen!
    In diesem Sinne - auf ein neues Kapitelchen mit unseren Protagonisten!
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  31. #71
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Auf der Straße angelangt, entschied sich Yvonne, den Weg nach Hause zu gehen, sie brauchte ein wenig Abstand von der ganze Situation von vorhin und auch eine Klärung ihrer Gedanken und Gefühle. Es wäre vermessen zu behaupten, dass sie von ihrer langjährigen Freundin, Dorothee Anbetung erwarte, aber dieser Abschied hatte einen Hauch von Blasphemie in sich getragen, eigentlich nicht nur der Abschied, die ganze Zeit dort in der Wohnung ihrer Freundin.

    Ihre Gedanken kreisten zu den Herren, die über ihren Kopf entschieden hatten, ohne sie mit einzubeziehen, was sie in der nächsten Zeit zu tun habe.

    Die drei Herren weilten immer noch im Hause des Professors, das von einer großen dunklen bedeckt und verdeckt zu sein schien und die Atmosphäre fühlte sich auch so an. Der Professor musste das x-te Mal wegen der abführenden Wirkung des im Beruhigungsmittel enthaltenen Silberdistelextraktes auf die Toilette rennen und diese Abwesenheit nutzte der Medizinalrat, um seine Neugierde zu befriedigen. Er hatte nämlich die ganze Zeit dieses zerknüllte Etwas nicht aus den Augen verloren. Ziemlich heftig und ruckartig erhob er sich von seinem Platz, um ja nicht, Zeit zu verlieren. Somit blieb seine Aktion von Chiron nicht unbeobachtet, dem diese Art und Weise dank seines Berufes als Psychoanalytiker eh' in Fleisch und Blut übergegangen war. Der Doktor entdeckte auf dem Spitzentaschentuch in kleiner geschwungener Schrift Initialen, konnte sich jedoch auf die Buchstaben keinen Reim machen. "Schade", dachte er, "nun bin ich genau so schlau wie vorher!" und rannte schon fast zu seinem Platz zurück, um nicht ertappt zu werden.

    Der Professor kehrte zurück, würdigte die beiden anderen aber keines Blickes. Sein Freund der Medizinalrat war sich keiner Schuld bewusst und wollte noch, da er ja bekannt war - wie die Franzosen sagen - immer ein passendes Bonmot parat zu haben, einen letzten Versuch starten. "Lieber Freund, wie wäre es, wenn du deine Kopfhaare abrasieren lassen würdest, dann wäre dein Kopf spiegelglatt, dann bräuchtest du keine quasi Spiegel mehr, denn du hättest einen immer auf dem Kopf". Als er die Blicke und Augen der beiden Herren wahrnahm, fragte er sich, ob er wohl dieses Mal das Seil überspannt hat.

    Chartreuse (Pudding)
    Cheviot
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  32. #72
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Tatsächlich kamen dem Medizinalrat erstmals ernsthafte Zweifel an den psychoanalytischen Fähigkeiten Chirons! Wie konnte er sich nur so wenig einfühlsam über des Professors äusserlichen und innerlichen Zustand hinwegsetzen, ja sogar lustig machen!
    Mit den Worten "mein lieber Freund, du solltest dich nach Hause begeben. Soviel ich weiss, hat deine Hausdame heute dein Lieblingsgericht, einen köstlichen Chartreusepudding bereitet, den du frisch geniessen solltest", lotste er Chiron in den Flur und Richtung Haustüre. Eilig half er ihm auch noch in sein Jackett aus grauem Cheviot, das schon etwas alt und abgetragen anmutete. Seltsam, dass er dies überhaupt bemerkte! Nicht ganz uneigennützig, wohlgemwerkt, war sein Interesse, Chiron so rasch wie möglich zu Hause zu wissen - das sicherte Yvonne ihren rechtzeitigen Ausgang zu dem wissenschaftlichen Vortrag, den sie gemeinsam besuchen wollten!
    Dann wandte er sich wieder dem Professor zu, der inzwischen eine Schallplatte aufgelegt hatte. "non je ne regrette rien" von Edith Piaf klang durch den Raum und ergriffen lauschte dieser der Stimme seiner liebsten Chansonnette!
    Sein Gemüt schien sich wieder zu beruhigen und so wagte der Medizinalrat, sich von seinem Freund zu verabschieden, um sich auf seine heutige Verabredung vorzubereiten.

    Duplikat
    Diva
    Debütantinnenball
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  33. #73
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Yvonne befand sich immer noch auf dem Nachhauseweg, ihre Gedanken weilten jedoch nicht mehr bei den drei Herren, sondern sie träumte vor sich hin, denn sie hatte so viel von dem amerikanischen Pathologen gehört und sie besaß auch schon ein Duplikat eines früheren Vortrages, den er auf einer seiner Reisen in Paris gehalten hatte. Hoffentlich führte er sich am heutigen Abend nicht wieder wie eine Diva auf, so wie - vielleicht auch nur böse Zungen - manchmal diesen Vergleich zum Besten gaben.

    So in Gedanken versunken, hörte sie gar nicht ihren Namen rufen und wurde erst aufmerksam als die Person ganz dicht vor ihr stand. Es war Jim, der Jurastudent aus Japan. Sie hatte ihn bei Dorothee einmal kennen gelernt. Damals ging's ihm aber nicht so gut, denn er litt an Jetlag und war nicht sehr gesprächig. Yvonne teilte mit ihrer Freundin das Faible für Japan und hätte zu gerne so viel, sozusagen aus erster Hand, gehört. Jim ging's mittlerweile gut, jedoch hatte Yvonne gar keine Zeit länger im Gespräch zu verweilen. Auch wenn sie die physische Zeit gehabt hätte, hätte ihr die innere Ruhe zum richtigen Zuhören gefehlt, denn das Gefühl kam ihr ganz bekannt vor, ja, es wurde ihr bewusst warum, sie war genau so aufgeregt wie vor dem Debütantinnenball, der gar nicht allzu lange zurücklag.

    Deshalb entschuldigte sie sich, weil sie so kurz angebunden war und verabschiedete sich auch ganz schnell von Jim, denn sie musste auch noch den Pudding anrichten - sie hatte schon Vorarbeitet geleistet - den sich der Hausherr für den heutigen Abend gewünscht hatte.

    Elytron
    Emblem
    Echeveria
    Unsere äußeren Schicksale interessieren die Menschen, die inneren nur den Freund. (H. von Kleist)

    Manche Menschen sind wie Spiegel, der uns hilft, in die verborgenen Winkel unserer Seele zu schauen. (unbek.)

    Jeder kluge Mensch wird seinen Mitmenschen dieselbe Gedankenfreiheit zugestehen, die er für sich selbst beansprucht.
    Er wird sie ebensowenig zu seiner Meinung zwingen wie er zu ihrer gezwungen werden möchte. (Konstanzer Kalender)


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  34. #74
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    zusammen!

    Ich hab's so am Anfang eingefügt und werde die Aufstellung vervollständigen:

    EDIT - zum besseren Verständnis - die Personen


    Dorothee
    der Herr Professor
    das "Mädchen" für Alles des Professors (andere Dorothee)
    Jim - Jurastudent aus Japan
    der Medizinalrat - Freund des Professors
    Chiron - Psychoanalytiker und Freund der beiden Herren
    Yvonne - Dorothees Freundin, Medizinstudentin u. Chirons Haushälterin
    Leander - Chirons Sohn, Freitzeitbotaniker u an Genealogie interessiert
    Geändert von Sofia (24.03.2008 um 14:22 Uhr)
    Unsere äußeren Schicksale interessieren die Menschen, die inneren nur den Freund. (H. von Kleist)

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  35. #75
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Zitat Zitat von Sofia Beitrag anzeigen
    zusammen!

    Ich hab's so am Anfang eingefügt und werde die Aufstellung vervollständigen:

    EDIT - zum besseren Verständnis - die Personen


    Dorothee
    der Herr Professor
    das "Mädchen" für Alles des Professors (andere Dorothee)
    Jim - Jurastudent aus Japan
    der Medizinalrat - Freund des Professors
    Chiron - Psychoanalytiker und Freund der beiden Herren
    Yvonne - Dorothees Freundin, Medizinstudentin u. Chirons Haushälterin


    Prima, die Aufstellung der handelnden Personen
    Auf den lieben Jim aus Japan hätt ich schon fast vergessen wär schade um ihn gewesen, wer weiß, was er noch für eine tragende Rolle spielen kann!!
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  36. #76
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Yvonne fand ihren Dienstgeber in seiner Bibliothek vor, wo er soeben ein riesiges Lexikon zum Begriff "Elytron" konsultierte. Er hob den Blick von seinen Notizzetteln und bat sie, umgehend das lose Emblem an seinen Uniformrock anzunähen. Chiron war Präsident eines von ihm gegründeten Männerordens, der sich einmal wöchentlich traf und zum Zeichen der Zusammengehörigkeit wurden selbstgestaltete Uniformröcke getragen - dies zur Erklärung! Das Emblem zeigte übrigens eine selten vorkommende Echeveria, die erst vor kurzem entdeckt und nach ihm benannt worden war - er war in seiner Freizeit begeisterter Botaniker und nahm auch des Öfteren an Expeditionen teil!
    Seufzend machte Yvonne sich an die Arbeit und beschloss, sofort nach Servieren des Abendessens unauffällig zu verschwinden, bevor ihr Dienstherr noch andere Aufträge finden konnte!
    Schliesslich wollte sie ja weder das Treffen mit dem Medizinalrat, noch den Vortrag dees Pathologen versäumen!

    Fallschirm
    Friedhofsmauer
    Funkkontakt
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  37. #77
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    In solchen Situationen, in denen Yvonne Termine, die ihr wichtig waren, außerhalb wahrnehmen wollte, hatte sie schon ziemlich oft, nicht gehen können und deshalb versuchte sie auch sang- und klanglos nach getaner Arbeit sich fast schon wegzuschleichen, um irgendwelchen kurzfristigen Aufträgen zu entkommen.
    Immer wieder erinnerte sie sich an eine wirklich extreme Situation - zugegebener Maße hatte ihr Arbeitgeber aber nur eine Teilschuld an der Verhinderung - in der ein begeisterter Hobbysportflieger mit seinem Fallschirm fast auf den angrenzenden Friedhof gelandet wäre. Er hatte noch Glück im Unglück, denn er kam diesseits der Friedhofsmauer zu Boden, sodass jemand aus den in der Nachbarschaft befindenden Wohnhäusern ihn gesehen hatte und sofort Hilfe herbeirief und Glück hatten auch Leute, die zu später Abendstund' vielleicht gedacht hätten, es wandle ein Gespenst auf dem Friedhof und einen großen Schrecken gekriegt hätten. Wie es sich herausstellte, war der Funkkontakt der beiden Freunde, die gleichzeitig mit ihrem Fallschirm abgesprungen waren, zwischen sich und dem Piloten des Helikopters unterbrochen worden und es war wirklich für ihn ein großes Glück unversehrt im Wohngebiet, wenn auch neben einem Friedhof, gelandet zu sein. Damals hatte ihr Arbeitgeber Yvonne beauftragt den Notarzt und die Polizei, was sie selbstverständlich und gerne auch erledigt hatte, zu verständigen. Das hätte ja ihr Zeitplan noch verkraftet, aber nicht die sonstigen Aktivitäten zu denen sie von ihm noch verdonnert wurde.

    Genealogie
    Ganzheitlichkeit
    Gravensteiner
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  38. #78
    galwaygirl Avatar von bellaluna
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Während sie aus dem Hause eilte, musste sie in der Erinnerung an diesen Vorfall fast lachen - in welch eigentümliche Gesellschaft sie, durch ihren Dienst bei Professor Chiron, da so geraten war! Chiron, der Freizeitbotaniker, dessen Sohn Leander, der sich hauptsächlich mit Genealogie beschäftigte und ihr und Dorothee schon mehrmals angeboten hatte, ihren Familienstammbaum zu verfassen (wahrscheinlich nicht ohne Hintergedanken, wie Dorothee einmal geäussert hatte), dann der seltsame Professor, mit dem im Augenblick so gar nichts zu stimmen schien und der Dorothee doch so sehr beeindruckte, und last not least der Herr Medizinalrat, der - von seinem Faible für Pathologie und seinem Bestreben die Medizin in ihrer Ganzheitlichkeit zu begreifen und dabei immer neue Tinkturen zu brauen - abgesehen, doch noch der Bodenständigste dieser Herrenrunde zu sein schien.
    Vergnügt und beschwingt schlenderte sie über den Bauernmarkt, der zwischen ihrem und Chirons Haus lag, blieb an ihrem bevorzugten Stand stehen, um mit der Bäuerin ein Schwätzchen zu halten und eine Tüte Gravensteiner zu kaufen, ihre Lieblingsäpfel, aus denen sie eine Apfeltorte backen wollt - des Medizinalrats Lieblingskuchen, wie sie wusste. Vielleicht konnte sie ihn nach dem Vortrag ja noch dazu einladen!

    Handschrift
    Hospital
    Hexameter
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  39. #79
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Aber sollte sie jetzt noch "in den sauren Apfel beißen" und von ihrer eh' schon knappen Zeit noch weniger zur Verfügung haben, sie hatte doch noch alle Hände voll zu tun auch ohne diese Aktion! Wie solle sie auch noch ihr geplantes Beautyprogramm absolvieren, fragte sich Yvonne. Doch sie munterte sich wieder selber auf, da sie sich schon einige Male über sich selber gewundert hatte wie einfach und rasch - fast wie Zauberei - ihr manchmal Sachen von der Hand gingen, wenn sie die nötige Haltung dazu hatte. Und einen fertigen Tortenboden hatte sie ja! Sie holte schnell das Heft - das hatte ihre Mutter ihr vererbt - mit den Rezepten hervor. Ach, wie sie die wundervolle Handschrift ihrer Mutter bewunderte und liebte! Ja, und das Hospital, in dessen Aula der Vortrag stattfand, war ja nur einen Katzensprung von Yvonnes Wohnung entfernt. Sie schaute auf die Uhr und war zufrieden. Sie fand sogar noch Zeit, ihre Gedanken schweifen zu lassen und fragte sich, was wohl ihre Freundin Dorothee tat. Oft wenn der Name ihrer besten Freundin so präsent war, dachte sie an Goethes "Hermann und Dorothea", das - sie wusste es zumindest in der Theorie - in der Form der Hexameter geschrieben war, was sie jedoch weder damals in der Schule noch jetzt verstand, was das zu bedeuten hatte. Auch wusste sie nicht, wie es dazu gekommen war, dass ihre Freundin Dorothee hieß. Sie müsste sie bei nächster Gelegenheit mal fragen.

    Isogamie
    Ingrid
    Illusion
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  40. #80
    Inventar Avatar von antiqua
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    AW: Drei Nomen - Eine fortlaufende Kreation - Thema - Geschichte - Kapitel - "Buch"?!

    Auch Dorothee wusste dies nur schemenhaft.

    Wer es jedoch ganz und gar nicht zu sagen wußte, weshalb Dorothee Dorothee hieß, war Jim, jener adrette juriszidierende Japanese, der in den Vorlesungen, vor allem aber in den Seminaren nicht nur Dorotheens, sondern nachgerade aller Aufmerksamkeit allgemein und insgesamt auf sich gezogen hatte --- und sei es auch allein durch bescheidene Zurückhaltung gewesen, die ihn übrigens wirklich ganz vorzüglich kleidete.

    Während er eben Yvonne begegnet, von ihr aber allzu rasch stehen gelassen worden war, blieb er einen Augenblick völlig ratlos zurück, da er sie so nicht kannte; auch war er ein wenig gekränkt, denn solch ein Verhalten war er weder aus seiner Heimat gewöhnt, noch hatte er auch sonstwie das seelische Ambiente, sich im Dunstkreis sozial mangelhafte erzogener Menschen aufhalten zu wollen. So war er - für einen Japaner eigentlich untypisch - stirnrunzelnder Weise seines Weges gegangen, während Yvonne in entgegengesetzter Richtung ihres Weges gewandelt war.

    Er hatte ein Faible für schöne deutsche Frauen, was wohl genetisch bedingt sein mußte, hatte doch schon sein Vater in einer schwachen Stunde in lauem Abendwind ihm von einer Ingrid aus längst vergangenen Zeiten vorgemurmelt. Ein hübsches Diplomatentöchterchen, das er einstmals angehimmelt hatte, dessen Vater jedoch die Zügel, kaum dass er die Zeichen erkannt hatte, fest in die Hand genommen und die Schöne ihm kurzerhand durch Verbringung in ein sehr weit entfernt gelegenes ausländisches Internat entzogen und somit der Illusion auf Isogamie nicht nur ihrer *hüstel* genetischen Faktoren, sondern ihrer beider Seelen ein jähes Ende bereitet hatte. Ingrid, so hatte er - der Vater - munkeln hören, wäre unterdessen eine berühmte deutsche Kriminalautorin geworden. Zu dem Zwecke, sie ausfindig zu machen, hatte er den Sohn - vordergründig zu dem Zwecke, die Juristerei zu studieren, im Eigentlichen aber, um dem Vater zwar die Verflossene nicht zurück zu bringen, wohl aber um ihm Kunde von ihr zu bringen - mit allerlei Nützlichem, das er sich abgehungert hatte, ausgestattet und entschlossen ins ferne Ausland geschickt.

    Hier nun also war Jim, und er wußte nicht so recht, was nun weiter geschehen solle.

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